Papiertheaterworkshop
brachte sensationelle Entdeckungen zu Tage
Text
Ulrich Chmel, Wien, Fotos:
Mag.J.Starzinger, Wien
Es ist
jedes Mal eine große Freude für mich, für eine Schulklasse den Workshop VON DER
SCHUHSCHACHTEL ZUM PAPIERTHEATER vorzubereiten. Allein der Gedanke jungen Menschen mit ganz einfachen
Mitteln die Möglichkeit geben zu können,
ihre Phantasie zum Blühen zu bringen, spornt mich an, gut vorbereitet zum
Termin zu kommen.
Figuren zu Hänsel&Gretel |
Es fing
ja alles mit meinem Besuch des Papiertheater-Festivals in Preetz, im Jahre 2003 an. Dort lernte ich die
Möglichkeit kennen, Kindern aus einer Schuhschachtel (Schuhkarton) ein kleines
Theater bauen zu lassen und danach mit selbst gezeichneten Figuren und Kulissen
ein freies Theaterstück aufzuführen.
Wieder in Wien, machte ich mich daran, solch einen Workshop ins Leben zu
rufen und beriet mich mit erfahrenen Lehrern und Lehrerinnen. Diese waren von dieser Idee sehr begeistert.
Gerne nahm ich den Rat an, den Kindern einen vorgezeichneten Ausschneidebogen
in die Hand zu geben. Es ist erstens die Frage, ob alle Kinder einer Klasse gut
zeichnen können und zweitens hat man in einer Schulklasse mit einem Zeitbudget
zu tun.
Aus
diesem Grunde entwarf ich einen Ausschneidebogen mit den Figuren und Kulissen
für das Märchen "Hänsel und Gretel". Dieser Ausschneidebogen war nun
auch Anfang Mai die Basis des Workshops,
welchen ich mit den 26 Kindern der Klasse 1A des Bundes
-Gymnasium / Bundes Realgymnasium Keimgasse in Mödling, nahe bei
Wien, durchführen wollte.
HÄNSEL&GRETEL zur Einleitung
Spiel mit der Bauchladenbühne |
Zur Begrüßung spielte ich den Kindern das bekannte Märchen in meiner der
Zeit angepassten Kurzfassung auf meiner Bauchladenbühne vor und führte sie auf
diese Weise in das Thema und gab ihnen auch die Gelegenheit, Ideen für die
eigene "Regiearbeit" zu
gewinnen. Immerhin fanden es viele cool,
dass ich die Bühne umgehängt hatte und die Musik mit einem "Lochstreifenkurbelwerk"
produzierte. Mit großer Freude wurde
mitgesungen und alles genau beobachtet.
Bastelstunde
Rasch ging es danach an die Arbeit, galt es doch das Proszenium
auszuschneiden und das "Theaterhaus " damit zu bekleben. Ebenso
mussten die Figuren und Kulissen
ausgeschnitten werden. Die Materialien waren ja denkbar einfach und im modernen
Sinne "nachhaltig". Alte Schuhkartons wurden von mir vor dem Workshop
mit dem Messer präpariert, so dass keines der Kinder mit
dem Messer arbeiten musste (Verletzungsgefahr!). Als Figurenführer dienten "Schaschlikspiesschen".
Einige Geduld und etwas Geschicklichkeit waren dann die Investition der
Kinder um endlich mit dem Spiel beginnen zu können.
6 Vorstellungen in etwa einer Stunde
Die Sensation des Tages waren dann die Vorstellungen, die sich die
Kinder für den Abschluss des Workshops ausgedacht hatten. Sehr gut vorbereitet
von Professor Mag. Jakob Starzinger, entwickelten dann eine Reihe von Mädchen
und Buben eigene Spielideen bzw.
Weiterentwicklungen des bekannten Märchens HÄNDEL&GRETEL. Moderne
Überlebensstrategien im finsteren, kalten Wald wurden entwickelt. Die Hexe -
eine alte Frau mit einem Pickel auf der
Nase (!) - wurde angehalten Lieblingsgerichte, wie z.B.
Nu...lapalatschinken zu backen. Das Hexenhaus
wurde mit einem Panzer angegriffen und
zerstört, oder die Geschwister besetzten das Hexenhaus (Lebkuchenhaus)
und wohnten fortan dort.
Meine Rolle bei diesen "Vorstellungen" war die eines
Inspizienten, der mit kleinen Hilfestellungen und heftigen Feuerzauber die
fantasiereichen Kinder bei Ihrer Regie-
und Darstellungsarbeit unterstützte.
Von diesem Geschehen
ging das Faszinosum des kreativen Formen und Schaffens aus.
Diese besonderen Kinder konnten trotz Fernseh- Videospielsucht und
Mobiltelefonabhängigkeit für über drei Stunden ihre großartige Phantasie ins
Spiel bringen. Es bedurfte dazu lediglich eines Schuhkartons, ein
bisschen Papier und Klebstoff.
Jedes Kind kann ab jetzt zu Hause Theater spielen
Nach drei Stunden nahm jedes Kind "sein Papiertheater" mit nach Hause und einige haben mir verraten, zu Hause eigene Figuren, für eigene Geschichten zeichnen zu wollen. Ich hoffe jedes Mal, dass der Samen der (Papiertheater-) Phantasie, den ich bei dem Workshop gelegt habe, bei dem einem oder anderen jungen Menschen aufgeht und vielleicht sogar weitergetragen wird.
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