Sonntag, 30. September 2012

Wenn die Begeisterung überspringt

Es ist jedesmal, als wäre es das erste Mal, wenn ich für liebe Menschen ein Stück spiele. Ich habe jedesmal Lampenfieber, bin nervös, bin leidenschaftlich. Und manchmal passiert es, dass diese Leidenschaft auf einen der Zuschauer überspringt, so daß ein neuer Papiertheaterspieler kreiert wurde, der sich dann mit dem Thema so intensiv beschäftigt, dass er plötzlich auch Papiertheaterstücke schafft, die er seinen Freunden und Bekannten zum Besten gibt.

So ist dies auch vor etwa 8 Jahren geschehen, doch erst vorige Woche habe ich davon erfahren. Der Zufall hat damals eine interessierte Gruppe aus Dresden vor mein Bühnchen in Wien geführt, um sich mein Stück LOHENGRIN FÜR EILIGE - IN KNAPPEN 40 MINUTEN anzusehen. Die Begeisterung war groß, der Nachmittag (oder Abend) war überaus gemütlich und naturgemäß wurden beim Backstage nach der Vorstellung viele Fragen gestellt und alle Bühnendetails genau studiert.
Vorige Woche, kurz nach meiner Rückkehr vom Elbe Elster Puppentheaterfestival erreicht mich ein Email aus Dresden:

"Lieber Herr Chmel,
 es sind nun schon 8 Jahre, dass uns Ihre liebenswürdige Frau als Gruppe (einige Apotheker aus Dresden) durch Wien führte. Ein absoluter Höhepunkt war die Einladung zu Ihnen ins Papiertheater: Lohengrin.......
Die Begeisterung hat mich all die Jahre nicht verlassen
und ich musste es selbst probieren. Als ich 2005 in den Ruhestand ging stand fest, jetzt ist es soweit. 2007 habe ich dann eine Bühne gebaut, d.h.mehr gebastelt und die ersten Versuche in der Familie gestartet. Meine rau hat mit ausgeschnitten usw. Jetzt ist es so, dass unsere Freunde bei Besuchen, meist eine Vorstellung von mir wünschen. Ich habe mich auf's Musiktheater konzentriert und CDs, auf denen Werke in Wort und Ton vorgestellt werden in meinem Theater versucht zu gestalten.
Das Repertoire umfasst Freischütze, Peter und der Wolf, Zauberflöte, Entführung aus dem Serail, Hänsel und Gretel, Troubadour. In den Wintermonaten bin ich oft damit beschäftigt und es macht viel Freude, manchmal ist es auch ein kleiner Protest zu den jetzt gängigen Theaterinszenierungen, denn wie sagen Sie so schön in Ihrem Video: "Lohengrin, wie es sich gehört...".
Ich habe immer mal wieder auf Ihre Holmpage geschaut und bin sehr dankbar, von Ihnen solch wunderbare Anregung erhalten zu haben. 
Ich danke Ihnen, wenn Sie sich die Zeit genommen habe, diese Mail zu lesen. Es war mir seit langem ein Bedürfnis.
In der Anlage sind einige Theaterzettel (die zu veröffentlichen läßt mein Programm leider nicht zu!), wenn es Sie interessiert.
Mit freundlichen Grüßen aus Dresden, an Sie und Ihre Gattin
Ihr Udo Löscher und Frau Bettina"

Wie haben mich diese Zeilen glücklich gemacht, können sich alle vorstellen, die ebenso begeistert Papiertheater spielen, wie ich. Ich kann nur mit großer Freude nach Dresden rufen:"Willkommen im Zauberreich des Papiertheaters.  Machen Sie vielen Menschen in Dresden mit Ihren Vorstellungen ebensolche Freude, wie Sie es bei mir erlebt haben!"

Udo Löscher hat mir einige Bilder geschickt, die ich nun gerne - im Einverständnis mit dem neuen Papiertheaterfreund aus Dresden -  allen Menschen zeigen möchte.

Ich wünsche Ihnen und Ihrer Frau noch vielen schöne Produktionen und Aufführungen mit dem Zauberspiel des Papiertheaters und legen Sie ihre ganze Freude und Aufgeregtheit in die Stücke. Sie werden sehen: Der Funke der Begeisterung springt über!





 
 
 

Dienstag, 26. Juni 2012

DIE ERRETTUNG DER PRINZESSIN

Premiere mit dem Bauchladenbühnchen


Der 22. Juni 2012 wird in meine Papiertheaterchronik eingehen. Es war der Tag, an welchem mein Bachladenbühnchen Premiere hatte. Es war beim Geburtstagsfest meines Freundes im Tessin. Die Familie war auf der Terrasse versammelt. Ich war ausgerüstet mit der Bauchladenbühne, in welcher schon alle Kulissen und Figuren für das Kurzdramolett DIE ERRETTUNG DER PRINZESSIN versammelt waren. Meine Donnertrommel hatte ich dabei, erstens als Lautsprecher und zweitens zum Donnern. Dann hatte ich noch eine Maultrommel und mein Lochstreifenkurbelspielwerk bei der Hand. Bis auf die Hausfrau war niemand eingeweiht und niemand kannte auch vorher Papiertheater. Also trat ich, mit dem Kurbelspielwerk musizierend, auf die Terasse und kündigte "das erst- und einmalige Papiertheater-Dramolett DIE ERRETTUNG DER PRINZESSIN an. Alle waren nun neugierig und nachdem ich den Vorhang geöffnet hatte, begann ich mit dem Stegreiftheater. Der "Strahlende Helde" war natürlich das Geburtstagskind und die Prinzessin wurde von seiner Frau dargestellt. Ich flocht in die Handlung einige gerade erlernte Schyzerdütsch- Worte und vor allem einige markante Details aus dem Leben des Geburtstagkindes. der Drache konnte (Pyrowatte-) Feuer speien und immer vor den Worten des Drachen donnerte die Donnertrommel. Dadurch hatte ich die Lacher auf meiner Seite und die Vorstellung wurde ein voller Erfolg. Nachdem ich das Bühnchen anschließend meinem Freunde als Geschenk verehrt hatte und "dies kleine Wunderding" von allen begutachtet wurde, gab ich noch ein kleines Maultrommel-Konzert. Nichts konnte also mehr einem gemütlichen Geburtstagsessen  im Wege stehen.



So konnte ich den Begriff Papiertheater im Tessin bekanntmachen. Viele Menschen werden jetzt im Internet nach Papiertheater suchen und vielleicht interessiert sich der eine oder andere Zuschauer in Zukunft ein bißchen für diese Leidenschaft.
Für mich war es ein Umstieg von der "großen und technischen" Bühne zum einfachen Vehikel, ohne viel technischem Tamtam. Nur Begeisterung und Wortwitz waren die Treibmittel für diese Vorstellung. Got sei Dank habe ich dies Bühnchen gleich nachgebaut, so daß ich jetzt auch für mich diese Illussionskiste zur Hand habe.
Euer Ulrichderkulissenschieberauswien

Donnerstag, 7. Juni 2012

DIE BAUCHLADENBÜHNE

Ein Freund hat Geburtstag und die Frage erhob sich, was man einem Manne schenkt, der alles hat. Meine liebe Frau hatte die großartige Idee, ich soll ihm ein Papiertheaterstück widmen und zum Geschenk machen. Gesagt getan! Da ich ihn (und natürlich auch nicht die geschätzte Hausfrau an seiner Seite) aber nicht mit meiner großen Bühne belasten wollte, hatte ich die Idee, eine kleine Bühne zu bauen, die man  umschnallen kann. Die Idee einer BAUCHLADENBÜHNE war geboren. Also besorgte ich alles was man zum Bau eines solchen Bühnchens benötigt:
  • 1 Schuhschachtel (das Bühnchen sollte ja der Hausfrau zuliebe klein sein!)
  • eine ganze Menge verschiedener Holzleisten
  • Die Kopie eines Proszeniums, Figuren Kulissen etc.
  • kleine 3 Volt LED Leuchten, Batterie, Schalter etc.
  • Kaltleim, Schrauben, eine Schnur f.d. Aufhängung

Dann machte ich eine Zeichnung (siehe unten) und begann mein Werk.

Alles Zubehör von GOLDENE KUGEL
Schön langsam nahm die Sache Gestalt an und es fing an , mir flott von der Hand zu gehen. Also dachte ich in der Zwischen Zeit darüber  nach, wie man denn die LED montieren könnte und hatte den GÖTTLICHEN FUNKEN, das Proszenium auf eine Präsentationsplatte zu kleben und die Lämpchen in den Schaumstoff zu montieren.

Ein Batteriehalter war im Fundus zu finden, auch ein Schalter, den ich in die Holzversteifung, die ich rund um die Schuhschachtel geklebt und verschraubt hatte, einfräste.
Holzleisten im Bauhaus
Die Frage wie man eine Musik zur Vorstellung spielen kann wurde durch ein aufgeschraubtes kleines Kammspielwerk gelöst. Ja selbst der Drache bekam in Maul einen Glühdraht, der - bei Bedarf das FEUER SPEIEN läßt. Für die Aufhängung bohrte ich 4 sehr schöne 3 cm Messingschrauben durch die Versteifung  und schloß diese mit einer kleinen Messingkugel ab. Darüber band ich eine wunderschöne stabile Schnur, die ich mir teils um den Hals und teils um den Bauch binde. Daher bekam das Bühnchen den Namen BAUCHLADENBÜHNE.  Das Bühnchen ist mir so gut von der Hand gegangen und ist so hübsch geworden, dass ich beschloß, mir ein zweites solches Bühnchen für den eigenen Gebrauch zu bauen, da das eine Bühnchen ja als Geburtstagsgeschenk bei meinem Freunde verbleibt.
Und so sieht das Bauchladenbühnchen, und ich, jetzt aus:
Foto: Inge Mansky

Foto: Inge Mansky

Die Figuren kann man (auch frau) auf Schaschlikspiesschen kleben und von oben spielen oder man montiert die Figur auf einen langen Kartonstreifen (2 mm Stärke) und spielt seitlich! Wies beliebt.
Dann schrieb ich nun noch ein kleines "Stückchen" DIE ERRETTUNG DER PRINZESSIN und das Geburtstagsgeschenk war fertig.
Wer's nachbauen möchte, dem empfehle ich, sich einige Zeit zu nehmen, vor allem aber eine geklebte Schuhschachtel - nicht gefaltet (WICHTIG). Die Kammspielwerke bekommt man am bestes in den Museenshops.   Gutes Gelingen wünscht
Ulrichderkulissenschieber aus Wien

Montag, 30. April 2012


Leben und Werk




Zum Start dieses Blogs möchte ich mich einmal allen vorstellen.

Die Zeit des Papiertheaterspieles begann für mich im Jahr 2002, nach Beendigung meiner Berufslaufbahn in der Wirtschaftskammer Österreich wo ich  als Fachverbandsgeschäftsführer tätig war.

Meine erste Begegnung mit dem Papiertheater fand im Jahre 1980 statt, als er in der Galerie Nebehay eine barocke Guckkastenbühne gesehen hatte. Eine Begegnung mit Dr. Herbert Zwiauer, insbesondere bei der zauberhaften Papiertheater-Ausstellung  im Österreichischen Museum für Volkskunde in Wien legte den Grundstein für das weitere Interesse an diesem  biedermeierlichen Medium.

Der Erwerb eines Pollock Neptuntheatres sowie des Pollock-Heftchens Cinderella waren der Beginn einer langjährigen stetigen Begeisterung für dieses Spiel mit gedruckten Figuren und Bühnenbildern. Mein Freund, Gerold Ott, der langjährige Sekretär der UNIMA-Austria, förderte die Zuwendung zum Papiertheater durch Beschaffung verschiedener Unterlagen, so z.B das Büchlein „Das Kindertheater“ von Hugo Elm.

Nach anfänglichen Versuchen mit einem Weihnachtsspiel und einer Version des  STRUWWELPETERS startete ich  meine Papiertheaterkarriere mit dem Stück Lohengrin für Eilige in knappen 40 Minuten. Dabei zeichnete ich alle Figuren und Bühnenbilder selbst.

Dabei kam mir meine jahrzehntelange Beschäftigung mit der  Karikatur sehr zu gute. Ich zeichnete viele Jahre für die Neue Illustrierte Wochenschau die politische Karikatur, illustrierte Bücher und Broschüren wie z.B. Konflikte, der praktische Ratgeber zur Konfliktlösung von Gerhard Scheibel, Geschichten von Blumen und Kräutern, von Miriam Wiegele, Liebe ist …. von Enrique Grabl und Verwaltungsreform von innen, von Stephan Schwarzer. Ebenso erschienen meine Karikaturen in Fachzeitschriften wie Österreichische Trafikantenzeitung und Filterlos.

Mit meinem ständig wachsenden Repertoire, welches die Stücke: „Lohengrin für Eilige – in knappen 40 Minuten“, „Faust in Kürze – mit Goethe bestreut“, „Tannhäuser kurz und gut“, „Cinderella“, „Der gestiefelte Kater“,“Froschkönig“ , „Das Mädchen mit den Schwefelhölzchen“, „Das Weihnachtsspiel“, „JESSASMARIAUNDJOSEF“ sowie „Duie Madonna vom Schnee“ gelang es mir vor allem im Raum Wien ein sehr großes Publikum für das Papiertheater zu begeistern.

Ich setze das Papiertheater als gehobenes Spielzeug ein, wie es vor allem im 19. Jahrhundert gedacht gewesen ist. Wortwitz, theatralische Spektakel und soweit es geht, Originalaufnahmen vom Beginn des 20. Jahrhunderts sind die Mittel, mit denen ich  mein Publikum im Alter von 2 bis 98 Jahren anspreche und zu begeistern versuche. Ich bin mit meinem Repertoire schon beim Puppentheaterfestival in Mistelbach, beim Figurentheaterfestival in Wels, im Spielzeugmuseum in Salzburg, in der OED-Mühle am Mondsee,  im MÖP-Figurentheater in Mödling, im Volkskundemuseum in Wien, in den Bezirksmuseuen Wieden und Simmering  in Wien, im „Kleinen Theater im Pförtnerhaus“, sowie im i-piccoli – Gerhard Weiss Theaterwerkstatt in München, bei Maestro Gustav Kuhn in Montegral bei Lucca, im September 2012 beim Elbe Elster Puppentheater Festival,  im Servus TV, im Salzburger Marionettentheater und bei vielen privaten Veranstaltungen bei Freunden und im eigenen Atelier aufgetreten.

Besonderes Augenmerk lege ich darauf bei Kindern und Jugendlichen mit dem  Workshop „VON DER SCHUHSCHACHTEL ZUM PAPIERTHEATER“ den Funken der Fantasie zum Leuchten zu bringen. Bei mehreren Workshops in der Löwenapotheke in Aspern, in der Volksschule in Wr. Neudorf , beim Puppentheaterfestival in Mistelbach und bei vielen privaten Gelegenheiten konnte ich mit Kindern verschiedener Altersstufen das Interesse am Theaterspiel im kleinen und die Fantasie anregen.

Mit der Pflege dieser seltenen Spielform bin ich einer von etwa 25 Papiertheaterspielern in Europa.



Ich freue mich über viele Zuschriften.sowie