Samstag, 26. Oktober 2013

Gevatter Tod


DIE SCHAURIG SCHÖNE GESCHICHTE VOM GEVATTER TOD


Eine Collage aus einem Märchen und Bruchstücken des Berner Totentanzes


Vor sehr vielen Jahren hatte ich die Gelegenheit, im Rahmen des Figurentheaterfestivals  in Mistelbach eine Aufführung des Märchens aus der Sammlung der  Gebrüder Grimm “GEVATTER TOD“  zu erleben, welche in grandioser Weise ein Schweizer Puppenspieler mit Handpuppen dargeboten hat. Als ich dann, Jahre später,  im Berner Stadtmuseum den BERNER TOTENTANZ kennenlernte, war es für mich wie ein zündender Funke, mich dieses Themas auf der Papiertheaterbühne anzunehmen.
 

GEVATTER TOD

Das Märchen aus der Grimmschen Sammlung ist ein sehr kurzes und ein wunderschönes Gleichnis, wie achtsam man mit seinem Können  und Begabungen umgehen sollte.

Der TOD,  welcher vom armen Mann für sein 13. Kind zum Taufpaten auserkoren wird und dabei den Vorzug vor dem LIEBEN GOTT und dem TEUFEL bekommen hatte, läßt dieses Kind Medizin studieren. Als Taufgeschenk erhält der fertige Arzt ein Wunderkraut, welches er jenen Patienten geben soll, bei welchen er den TOD am Kopfende des Krankenbettes  sieht, worauf diese sofort geheilt werden. Sollte er den TOD jedoch am Fußende des Krankenbettes sehen, so müsse er diesen Patienten dem TOD überlassen. Niemals dürfe er den TOD dabei betrügen. Es kommt wie es kommen muß und der junge Arzt wird weltberühmt. Eines Tages wird dieser berühmte Arzt an das Krankenbett des sterbenskranken Königs gerufen, wo der Arzt den TOD am Fußende des Bettes erkennt. Die vielen Versprechungen des Königs lassen den Arzt sein Wort, welches er dem TOD gegeben hatte, vergessen und veranlaßt, daß das Bett gedreht werden solle. Dadurch übertölpelt er den Tod, kann den König heilen und wird reichlich beschenkt.  Trotz der Drohungen des Todes, sich für diesen Betrug zu rächen, passiert es, daß, viele Jahre später, der gleiche Betrug zur Heilung der todkranken Prinzessin vollzogen wird.  Daraufhin nimmt der Tod den Arzt in sein Reich und zeigt ihm die Lebenslichter der Menschen und bläst ohne Gnade das Lebenslicht des Arztes aus.
 

TOTENTANZ

Als Totentanz bezeichnet man jene bildlichen Darstellungen aus dem 14. Und 15. Jahrhundert, an – zumeist – Friedhofsmauern, Kirchenfenstern und Beinhäusern, die den Menschen vor Augen führen sollen, wie gerecht der Tod ist. Nur er mache keinen Unterschied zwischen arm und reich, zwischen Kaiser und armen Mann, zwischen Gottesdiener und Bösewicht. Die bildliche Darstellung wurde dafür gewählt, um die Botschaft auch jenen Menschen geben zu können, die nicht lesen und schreiben konnten.
 

PAPIERTHEATERSTÜCK

Für mich  stellte sich nun die Aufgabe, das Grimm‘sche Märchen zu dramatisieren, ein passendes Bühnenbild zu schaffen, die Figuren für dieses Stück auszuwählen und eine Musik für das ganze zu finden.

Drei Spielflächen

Bei der Konzeption hatte ich die Idee, die Geschichte erstens auf drei verschiedenen Spielflächen aufzuteilen:
·         Die Vorgeschichte
·         Die Lebensumwelt des jungen Arztes
·         Das Reich des Todes bzw. die Räume des Königs und der Prinzessin.

Für die Vorgeschichte – die Auswahl des Taufpaten (Gevatter) – sah ich die Vorbühne vor, welche durch eine Buschlandschaft von der späteren Lebensumwelt des Arztes getrennt erscheint.

Die zweite Spielfläche, eine fiktive alte Stadt, als Lebensumwelt des Arztes, stellte ich vor einer kleinen Mauer, in welcher Lichter in Laternen brennen. Diese sollten späterhin die Lebenslichter sein. Hinter der Mauer stellte ich die Konturen der Stadt als Schattenriß.
 
Jene Spielteile, die im Reich des Todes bzw. des Königs spielen, werden auf dem Niveau der Mauerkrone angesiedelt.  Es ist die Abgehobenheit aus dem Alltag der Menschen, was damit symbolisiert werden soll.

Einfügung von Elementen des Totentanzes

Aus den über zwanzig Szenen des Berner Totentanzes wählte ich sechs aus, um diese zu Beginn, nach den „Betrugs-Szenen“ und zum Schluß des Stückes einzubauen. Für den Beginn und die Schlußsequenz wählte ich die Darstellung der musizierenden Gerippe im Beinhaus. Für die Tanzsequenzen wählte ich die Figuren

·         des Kaisers
·         Des armen Mannes
·         Des Kaufmannes und
·         Des Arztes aus.
 



 


Die Figuren des Stückes


Die Bilder des Berner Totentanzes waren für mich so sprechend, daß ich mich daran machte, diese Figuren nachzuzeichnen und für meine „Rollen“ des Stückes zu adaptieren. Auf diese Weise entstanden die Figuren des unglücklichen Vaters, auf der Suche nach dem Paten, seine Frau, der Liebe Gott, der Teufel,  der junge Arzt, 3 Frauen und 3 Männer – welche vom Werdegang des Arztes erzählen, ein Herold, ein Vertrauter des Königs, der Kaiser, der arme Mann und der Kaufmann.

Die Figur des Todes und jene des „Sensenmannes, welcher das Lebenslicht ausbläst“  habe ich eigenständig gezeichnet und den anderen Figuren angepaßt. Die Figur des Todes wurde letztlich eine filigrane Laubsägearbeit, welcher ich zuletzt einen schwarzen Chiffon-Mantel übergelegt habe. Tod trägt als Kopfbedeckung eine schwarze „Gugel“.


 

Die Kulissen des Stückes


Für die Eingansszene habe ich Nachdrucke von „Waldkulissen“  aus dem 19. Jahrhundert gewählt. Gemeinsam mit der Buschlandschaft ergibt dies eine eigenständige Szenerie, welche die Lebenswelt des unglücklichen Vaters, z.B. als im Wald lebender Taglöhner, darstellt.



 
 


Die alte Stadt mit der Mauer und dem Schattenriß habe ich erfunden und selbst entwickelt. Der Schattenriß wird bei der Aufführung hinterleuchtet, um das Gefühl zu verstärken, nur Schatten zu von Häusern zu sehen. 



 


Für das Reich des Todes habe ich ein Prospekt mit einem zentralperspektifischen Ausgang, so quasi als Fluchtpunkt einer dunklen Säulenhalle entwickelt. Diese Säulenhalle habe ich auch durch entsprechende Seitenkulissen verstärkt. Der Prospekt kann gewechselt werden: Krankenlager des Königs, Prinzessin, bzw. Beinhaus (mit beweglichen Gerippen).
 



 


Zu den Kulissen zähle ich auch das Himmelbett des Königs, bzw. jenes der Prinzessin, welche „umgedreht“ werden können.

 








Die Musik zum Stück


Ursprünglich hatte ich die Idee, einen mir bekannten Drehleierspieler zu ersuchen, eine entsprechende Musik für dieses Stück zu spielen. Doch wurde diese Idee von jener übertroffen, die Prinzipalin des Möp-Figurentheaters, Katharina Mayer-Müller, zu ersuchen, Orgelimprovisationen dazu einzuspielen. Katharina Mayer-Müller hat Klavier und Orgel studiert und fungiert in mehreren Kirchen als Organistin. Sie hat dieser Idee sofort zugestimmt und letztlich großartige leitmotivische Orgelimprovisationen für die einzelnen Szenen eingespielt.
 
Bei diesem Stück alle Stimmen zu sprechen - wie immer auch die Frauenstimmen - war eine große Herausforderung für mich, die mir aber auch wieder großes Vergnügen bereitet hat.  Gemeinsam mit meinem langjährigen Tonmeister, Alexander Scherzer, konnte ich sogar "die Chöre" singen. 

Geschichte des Stückes


Obwohl DIE SCHAURIG SCHÖNE GESCHICHTE DES GEVATTER TODES schon im Oktober 2011 auf die Papiertheaterbühne kam, wurde es erst 9 Mal aufgeführt. Es ist ja eigentlich wie ein Märchenstück, welches man auf Grund der Thematik immer nur so um die Zeit des Novembers (Totengedenken) aufführen kann. Der Begriff TOD hält sehr viele Menschen davon ab, das Stück von sich aus zu verlangen bzw. hält auch viele Menschen davon ab es überhaupt ansehen zu wollen. Ich bin aber sicher, daß die Qualität des Stückes so gut ist, daß es die Zeiten überstehen und auch noch in vielen Jahren aufgeführt werden kann.
Abschließend möchte ich darauf hinweisen, dass  ein sehr interessanter Artikel über DIE SCHAURIG SCHÖNE GESCHICHTE VOM GEVATTER TOD  im Mitteilungsblatt der Europäischen Totentanz-Vereinigung e.V. http://www.totentanz-online.de/totentanz.php  (15. Jahrgang, November 2013, Heft 175) erschienen ist.
 
NACHTRAG vom 2.11.2013:
Leider verfüge ich nicht über eine elektronische Ausgabe von TOTENTANZ AKTUELL. Daher habe ich die Seiten eingescannt und füge sie auf diese Weise diesem Beitrag zu:
 






Montag, 30. September 2013

Gastspiel im Salzburger Marionetten Theater


Das Gastspiel im Salzburger Marionetten Theater

Der Höhepunkt meines 10-Jahres Jubiläums


Ich bin wirklich ein Glückskind. Anders kann ich den Umstand nicht bezeichnen, daß mir als (sehr)spätberufener Papiertheaterspieler die Ehre wiederfuhr mit meinem Bühnchen im Salzburger Marionettentheater auftreten zu dürfen.

Seit zwei Jahren arbeitete ich  nun schon darauf hin, mein Jubiläum 10 JAHRE ULRICH CHMEL’s PAPIERTHEATER zu feiern. Ich dachte mir zwei schöne Stücke aus, DES KAISERS NEUE KLEIDER und CARMEN RASANTE, welche ich anläßlich dieses Jubiläumsjahres zur Erstaufführung bringen wollte. Gerade zum richtigen Zeitpunkt wurde ich mit der Produktion bei der Stücke fertig und hatte auch schon das Vergnügen DES KAISERS NEUE KLEIDER  mit großem Erfolg uraufzuführen.

Ehrenvolle Einladung

Im Sommer dieses Jahres erhielt ich die Einladung von der Leiterin des Salzburger Marionetten Theaters, Frau Dr.Barbara Heuberger, anläßlich des Festes „120 Jahre Salzburger Landestheater“ in den Räumlichkeiten des Salzburger Marionetten Theaters ein Gastspiel geben zu dürfen. Ich empfand es umwerfend  und besonders ehrenvoll für einen Papiertheaterspieler aus Leidenschaft, an einem solchen Ort auftreten zu dürfen. Immerhin ist es  ein starkes Zeichen der Anerkennung, von einer Institution – welche heuer ihr 100-jähriges Bestehen feiert – zu einem Gastspiel eingeladen zu werden.

 
Frau Dr.Barbara Heuberger begrüßt das Publikum zur Vorstellung des Papiertheaters
Foto: Martin Klug www.papiertheater-erzaehlt.at/

Freundschaftliche Aufnahme

Am 28. September feierte das Salzburger Landestheater sein 120-jähriges Bestehen mit einem Theaterfest der besonderen Art. Den ganzen Tag über gab es in dem Haus, in welchem das Salzburger Landestheater, die Kammerspiele und das Salzburger Marionetten Theater untergebracht sind, freien Eintritt zu einer ganzen Reihe von verschiedenen Veranstaltungen.

Ich durfte meine Papiertheaterbühne im wunderschönen Foyer des Marionetten Theaters aufbauen. Frau Dr.Barabra Heuberger – die Chefin des Hauses- und „Pierre“ die gute Seele des Hauses halfen beim Abdunkeln des Raumes und beim Aufstellen der Sessel und waren auch den ganzen Tag über bemüht, mir wirklich ideale Bedingungen zu verschaffen. Ja, erstmals kümmerte sich bei einer meiner Vorstellungen ein Chefbilleteur um einen reibungslosen Ablauf beim Einlaß und der Sitzauswahl. Er hatte, dem Anlaß entsprechend, seine schönste Uniform angelegt.

GESTIEFELTER KATER und TANNHÄUSER KURZ UND GUT

Ein Märchen und eine „Papiertheater-Oper“ standen auf dem Programm. Tatsächlich unterschied das Salzburger Publikum die beiden angebotenen Stücke. So besuchte den GESTIEFELTEN KATER überwiegend sehr junges Publikum in Begleitung von Eltern oder Großeltern  und zum TANNHÄUSER KURZ UND GUT erschienen  viele „Wagner-kundige“ Erwachsene – um endlich wieder einmal eine „schöne Inszenierung“ sehen zu dürfen. Beide Vorstellungen wurden so quasi „vor vollem Haus“ gespielt, was natürlich in beiden Fällen zur guten Stimmung bestens beigetragen hat.


Foto: Martin Klug www.papiertheater-erzaehlt.at/

Backstage

Zum Gaudium von jung und alt gab es im Anschluß an die Vorstellungen  ausführliche Bühnenführungen mit der Erklärung von DONNERTROMMEL, NEBELMASCHINE und BLITZ. Unter dem Publikum waren auch viele Puppenführerinnen und Techniker des Marionetten Theaters, sowie Freunde und Papiertheatersammler aus Salzburg. Mit großem Ah und Oh wurde die „Bühnentechnik“, das „Licht“ und die „Tonanlage“ des Papiertheaters bewundert und bestaunt.

Für mich war es ein Tag der großen Freude und des Glücks, welchen ich in großen Zügen genoß.

Danke an Frau Dr.Barbara Heuberger für diese Einladung.

 

Mittwoch, 25. September 2013

DES KAISERS NEUE KLEIDER - DIE PREMIERE

DES KAISERS NEUE KLEIDER

Die Premiere


Alle Gäste meines Blogs, die den Beitrag: "Wie ein neues Stück entsteht  - DES KAISERS NEUE KLEIDER - Als Burleske für das Papiertheater" gelesen haben, wissen wie ich dieses Stück skizziert, geplant und ausgeführt habe. Nun ging die Premiere dieses Stückes letzten Freitag, am 20.9.2013, erfolgreich über die (Papiertheater-)Bühne. Aus diesem Anlaß möchte ich hier einen kleinen Premierenbericht bringen.

MÖP-Figurentheater in Mödling
Meine Freunde Katharina Mayer-Müller und Ihr Mann Martin Mayer betreiben in Mödling, das ist eine kleine alte Stadt im Süden von Wien seit 10 Jahren sehr erfolgreich ein Figurentheater (http://www.puppentheater.co.at/). Ich bin seit etwa 5 Jahren eingeladen, dort mit meinem Papiertheater aufzutreten. Notabene Martin Müller ebenfalls einer der  ganz wenigen öffentlich auftretenden Papiertheaterspieler ist.

Das Publikum ist dort sehr jung, da üblicherweise Figurentheaterstücke für Kinder gespielt werden. Allerdings ist es aber auch so, dass das junge Publikum meist in Begleitung Erwachsener ist. Das gibt einem Figurentheatersüpieler die Chance, vor einem sehr gemischten Auditorium zu spielen.

Fotos von der Premiere am 20.9.2013
(Fotos von Katharina Mayer-Müller)

Volles Haus
 
 
 
letzte Handgriffe
 


 

Mit voller Konzentration bei der Parade des Kaiser

Der Sekt nach der Premiere
Beim Backstage
 
 

Donnerstag, 12. September 2013

CARMEN RASANTE

eine Papiertheateroper - wie eine Probe


Das Bühnenkonzept
Die Opera comic -Carmen auf der kleinen Papiertheaterbühne zu realisieren war für mich doch eine Herausforderung, an welcher ich ab der Idee etwa 2 Jahre gearbeitet habe. Nun, da am 17. Oktober die Premiere "über die Bühne gehen wird" möchte ich hier einmal mein Konzept für alle Interessierten vorstellen.
Bei meinen Realisierungen gehe ich immer vom "Ein-Mann.Prinzip" aus. Also müssen alle Steuerungsvorgänge "mit einer Hand" erledigt werden können.
Dazu hatte ich diesmal die Idee, der Verwandlung bei offener Szene, damit das Publikum nicht immer 1 1/12 Minuten vor dem geschlossenen Vorhang sitzen muß.

Ich setze diesmal also auf eine gleichbleibende Seitenkulisse, 2 Bühnenbilder  (2. und 3. Akt) aus dem Schnürboden und 2 Prospekte (1. Akt und 4. Akt)  aus dem Schnürboden. Dazu gibt es aus der Versenkung einen Schattenriß für Vor- und Zwischenspiele, sowie einen seitlich gesteuerten Zwischenvorhang für die Verwandlung.

Im Konzept sah dies so aus:

Somit kann ich mich mehr auf das Spiel mit den Figuren konzentrieren und muß zum Wechsel der Kulissen nicht immer auf die anderen Seite sausen.  Alles geht mit einer Hand per Zug oder Schub.

Hier das Eingangsbühnenbild- Bühnenarbeiter gehen noch über die Bühne und stellen noch alles auf seinen Platz - Bizet gibt noch letzte Anweisungen, während das Orchester die Instrumente stimmt. Danach beginnt das Vorspiel. Bizet gibt das Stichwort und es  der farbige Hintergrund gehoben um den Blick auf die Zigarettenfabrik freizugeben:




Ehvor ich Anfragen bekommen, aus welchem Verlag die Figuren stammen: Die Figuren für CARMEN RASANTE habe ich alle selbst gezeichnet.
Man kann also beim Vorspiel den Schattenriß (aus der Versenkung)  und  den bloß beleuchteten Hintergrund erkennen.
Sobald dieser Hintergrund in den Schnüboden verschwindet, sieht man den Prospekt nmit der Zigarettenfabrik. Dieser Prospekt ist eine Nachdruck aus dem Hause Priors Dukketeater, den ich  einen Turm geraubt, einen Himmel dazugegeben und sehr viel Schattenarbeit geleistet habe, damit die Sache plastisch aussieht

Die Figur des George Bizet führt wie ein Regisseur durch diese "Opernprobe und gibt laufend Anweisungen und lobt die Schauspieler. 1. und 2. Akt sehen so aus:

 
 


Obwohl das Bühnenbild ganz toll in der Tiefenwirkung ist, ist es nur ein PROSPEKT, den ich wieder reichlich mit Schatten versehen habe. Ich glaube, die Bäume als Seitenkulissen (notabene sehr dunkel) stören nicht den Charakter der Schenke, deren Fenster ich hinterleuchte.

DER ZWISCHENVORHANG

Um den Umbau für den Zuschauer ein klein wenig spannender zu machen, habe ich einen teilweise durchsichtigen Zwischenvorhang erfunden. Es ist ein Papiertheatervorhang, aus dem ich ein gutes Stück herausgeschnitten und mit einem Chiffon hinterklebt habe. Auf- und zuziehen kann ich den Vorhang von meinem Spielplatz aus.


Man /frau) kann also durch den Chiffon schemenhaft noch den Hintergrund erkennen und kann dabei auch beobachten, wie ein Bühnenbild in den Schnüboden schwebt, während das nächste abgesenkt wird. Danach geht der Zwischenvorhang wieder zurück und die nächste Szene kann beginnen.

Zur Abrundung möchte ich noch die Bühnenbilder vom 3. und 4. Akt zeigen. Wobei ich darauf hinweisen möchte, dass die "Schmugglerschlucht" aus drei Bühnenbildern zusammengesetzt ist: a) eine Schlucht, b) eine Brücke (die für die Schmüggler "begehbar" ist) und c) ein Himmel als Hintergrund.

Der Prospekt für den 4. Akt "Die Arena von Sevilla" ist kein Papiertheaterrequisit, sondern eine Zeichnung von mir.


 
 
 

 
Es sind natürlich alle diese Bilder während der Produktion entstanden und haben daher  eine nicht sehr gute Qualität, aber man kann das von mir umgesetzte Konzept ganz gut erkennen.

Abschließend möchte ich noch in einem gemeinsamen Bild die Figuren von CARMEN und JOSE in den verschiedenen Fassungen zeigen:




Viele Zuschriften und Fragen wünscht sich
Ulrich Chmel

CARMEN singt und singt und singt
Die Premiere war im Oktober 2013. Seit damals haben schon an die 250 Menschen dieses Papiertheaterstückchen miterlebt, haben mitgesungen, mitgelacht und  mitgelitten. Nun gibt es am Freit, dem 23.5.2014, um 19 und um 20:30 zwei weitere Vorstellungen - im Zuge der LANGEN NACHT DER KIRCHEN, in der Pfarre St.Thekla, Wiedner Hauptstrasse 82.
 

Donnerstag, 8. August 2013

Das Schaufenster

Glück und Herausforderung zugleich


Ich habe das große Glück über ein Schaufenster in einer Geschäftsstrasse verfügen zu können. Für das Büro, welches mein Freund in dem dazugehörigen Geschäftslokal betreibt, ist dieses Schaufenster ohne Bedeutung. Ich darf daher seit einigen Jahren diese Auslage mit Papiertheaterinhalten bestücken. Anfänglich habe ich kleine Bühnen hineingestellt, dann wieder Plakate. Voriges Jahr hatte ich die Idee alte Bestandteile meiner Bühne, gemeinsam mit einer FAUST-Szenerie - in das Schaufenster zu stellen.

Vor diesem Schaufenster gibt es einen "Schanigarten" (Gastgarten) eines nebenan befindlichen Espressos. "Mein Schaufenster" ist also immer gut besucht und ich kann die jeweils aktuellen Vorstellungen ankündigen. Auch habe ich einen "Zettelkasten" angebracht, den ich regelmäßig füllen muß.
Die Sonne ist nicht nur das Leben, sie ist auch Zerstörung. Das Sonnenlicht zerstört die ausgestellten Dinge innerhalb kurzer Zeit, obwohl ich alles mit einem UV-Schutzlack besprühe.
Dies hat aber wieder den Vorteil, daß ich gezwungen bin das Schaufenster regelmäßig neu zu gestalten.
Diesmal habe ich ein sehr schönes Proszenium in der Fotokopieranstalt auf die benötigte Größe vergrößern lassen und auch Präsentationsplatten aufgezogen.

 


Bevölkert wird diese Bühne mit den wesentlichsten Figuren meiner Stück. Ich habe diese Figuren dazu auf eine Größe von 70 cm vergrößern lassen und sie ebenfalls auf Präsentationsplatten aufgezogen und ausgeschnitten.


Nächste Woche werde ich das Schaufenster mit diesen Materialien neugestalten und diesen Post aktualisieren.

Nun ist es soweit


Heute habe ich mein Schaufenster neu gestaltet. Man sollte es ja eigentlich viel öfter tun, Etwa alle 3 Monate wäre ein guter Intervall. Leider nehm ich mir nicht so viel Zeit und es vergeht doch ein Jahr und mehr zwischen den Neugestaltungen.
Also habe ich zunächst einmal die gesamte alte Dekoration entfernt und den Schaufensterraum gesäubert und die Glasscheibe von innen gewaschen. Man glaubt gar nicht, wieviel Schmutz sich da ansammelt. Zum Auslegen verwende ich DEKORATIONSSAMT: Der ist erstens billig und zweitens kann ihm die Sonne nichts antun.

Die Dekorationsstücke, die Bühnen und die Figuren besprühe ich mit einem UV-Lack, um die Farben für eine etwaqs längere Zeitspanne zu schützen.

Diesmal habe ich ein sehr großes Format gewählt und hoffe, dass dies ein guter Blickfang ist.

 
In das Schaufenster des Seiteneinganges habe ich diesmal ein sehr schmales Bühnchen zusammengeklebt und mit einer militärischen Zeltstadt dekoriert.



Jetzt kann also der Herbst und die neue Spielsaison ruhig kommen.

KURZ VOR WEIHNACHTEN MUSS ES WAS NEUES GEBEN!

Also habe ich meine alten, von mir gezeichneten Weihnachtskarten recycled und die Weihnachtsmänner in die Auslage gestellt. Die alten Figuren habe ich nach Hause zum Service genommen.

Samstag, 25. Mai 2013


Papiertheater heute – lebt öffentlich


Eine besondere Form des Figurentheaters im Blickpunkt unseres Pfarrlebens

 

Papiertheater war  - und alle Insider wissen und repetieren es unaufhörlich – vor 150 bis 100 Jahren eine Form des familiären Theaterlebens. Heute hört man noch hie und da: Ja, bei uns war so etwas noch auf dem Dachboden. Im schlimmsten Fall werden schauderhafte Erinnerungen wachgerufen: Um Gottes Willen, mein Vater hat uns Kinder damit gequält, indem wir vor der Bühne sitzen und dieser faden Figurenschieberei zur Zauberflöte von der Langspielplatte folgen mußten.
 
Papiertheater heute muß, wenn es lebendig erhalten werden will, heraus aus dem Ghetto des reinen Tüftler-Selbstzwecks und öffentlich vor Publikum gespielt werden. Ich tue dies mit der Selbstverständlichkeit eines kleinen, besonderen Figurentheaters. Es tut gut, wenn man hie und da das Risiko einer Vorstellung eingeht, ohne zu wissen, ob ein Publikum erscheinen wird.  Auf diese Weise kann man messen, ob der Begriff Papiertheater eine öffentliche Akzeptanz besitzt oder nicht.

Tannhäuser der Wanderer zwischen der Wartburg und Rom


Es ist in Österreich nun schon eine jahrelange Tradition, einmal im Jahr die sogenannte „Lange Nacht der Kirchen“ zu veranstalten. Der Großteil der christlichen Kirchen beteiligen sich an dieser Aktion. Da bei wird dem zahlreichen Publikum verschiedenes geboten. Dieses Jahr reichten die Attraktionen vom Slacklinegeher über den Stephansdom bis zum Papiertheater in der Pfarre St.Thekla.

Die Aktivisten von St.Thekla hatten mich gebeten im Pfarrhaus das Papiertheaterstück TANNHÄUSER KURZ UND GUT zu spielen. Die Werbung läuft dabei über ein österreichweites Programmheft, in welchem sämtliche Veranstaltungen genannt werden.
 
Nun gut dachte ich, immerhin wendet sich Ritter Heinrich von Ofterdingen von der sündhaften Begegnung mit der Frau Venus ab, begibt sich auf eine Fußwallfahrt von der Wartburg nach Rom und wieder retour und ist dabei etwa 6 Monate zu  barfuß unterwegs um schlußendlich die an Liebesgram gestorbene Elisabeth (von Thüringen)  vorfindend sich dem Schutz der Heiligen Maria Mutter Gottes anvertraut und ebenfalls kraftlos neben der toten Elisabeth zusammenbricht – obwohl das erhoffte Wunder, wenn auch verspätet, aus Rom eintrifft.

Zwei Vorstellungstermine wurden für den 24. Mai 2013 vorgesehen und siehe, es waren beide Termine „volle Häuser“. Über 50 interessierte Besucher kamen aus ganz Wien, um das „Stückchen“ um den TANNHÄUSER auf dem Papiertheater kennen zu lernen.  Der "Thekla-Saal" war zweimal ziemlich voll. Es gab sogar eine Videoübertragung in den Vorraum des Pfarrhauses, um auch den zufällig vorbeikommenden Menschen die Möglichkeit des Zusehens zu geben.
 
Es ist zu meinem Markenzeichen geworden, Opern auf diese Weise zu verkürzen, daß sie nur etwa 45 Minuten dauern und zwischen den bekanntesten Arien Textstellen mit einem feinen Humor eingebaut werden. So konnte auch bei diesen Vorstellungen da und dort gelacht und mitgesummt werden. Die Stimmung war wirklich großartig.

Der Zustrom zur Backstageführung, die ich jedes Mal nach einer Vorstellung veranstalte, zeigt meist den Grad der Zustimmung zum Dargebotenen. Egal, ob es eines Kindervorstellung oder eine Vorstellung ist, an welcher im Großen und Ganzen Erwachsene teilnehmen: Backstage ist immer der Hit und dauert zumeist so lange, wie die Vorstellung  selbst.

Ich versuche auf diese Weise, das in der Öffentlichkeit eigentlich nicht existente Papiertheater wieder bekannt zu machen. Indem ich schon bei der Produktion der Stücke und dann auch bei deren Aufführung meine ganze Leidenschaft verwende, gelingt es mir immer wieder, so auch diesmal bei den TANNHÄUSER-Aufführungen während der Langen Nacht der Kirchen, neue Papiertheaterfans zu gewinnen. Oftmals höre ich da und dort auch Interesse,  ein Papiertheater selbst bauen zu wollen.

Wie immer, lade ich gerne ein, dazu Kommentare und Meinungen abzugeben, die ich gerne beantworten möchte.
 
Fotos: Pater Ignasi Peguera

Montag, 29. April 2013


BERICHT IM "NEUEN MERKER" ÜBER WAGNER VORSTELLUNGEN IM PAPIERTHEATER

Dr.Klaus Billand, freier Opernrezensent, besuchte am 11. und 12. April 2013, die Papiertheaterstücke: LOHENGRIN FÜR EILIGE und TANNHÄUSER KURZ UND GUT, im Bezirksmuseum des vierten Bezirks von Wien. Diese erste Berührung mit dem Papiertheater war ein Erfolg. Dr.Billand schrieb folgendes für den NEUEN MERKER http://www.der-neue-merker.eu/aktuelles :


PAPIERTHEATER



Ulrich Chmel bei seiner Arbeit. Foto: Privat

Praktisch völlig unbemerkt vom Trubel um das Jahr des 200. Geburtstags von Richard Wagner feierte Ulrich Chmel im Bezirksmuseum Wieden mit seinem Mikro-Theater, dem Papiertheater, auf seine ganz spezielle und charmante Weise das Jubiläumsjahr des Bayreuther Meisters. Er führte seine beiden Stücke auf: „Lohengrin“ für Eilige, das mal gerade 40 Minuten dauert, und tags drauf „Tannhäuser“ kurz und gut, mit einer Spielzeit (ohne Pause, versteht sich…) von 45 Minuten!
Wie Ulrich Chmel im Programmheft schildert, geht das Papiertheater auf eine längst vergangene Zeit zurück, als man zu Hause neben Hausmusik auch Papiertheater spielte. Verlage schickten ihre Zeichner mit dem Auftrag in die Opernhäuser und Theater, Bühnenbilder und Kostüme der Opern und Theaterstücke zu zeichnen. Daraus wurden Ausschneidebögen gestaltet, gedruckt und verlegt. So waren Familien im Biedermeier in der Lage, zu Hause kleine Theaterbühnen nach Anleitungen zu bauen und Theaterstücke nachzuspielen. Viele waren begeistert damit beschäftigt, die Papierfiguren und -kulissen auf Karton oder dünnes
Sperrholz zu kleben und auszuschneiden. Manche zeichneten auch Figuren und Bühnenbilder selbst und verfassten eigene Texte zu den Stücken. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts geriet das Papiertheater langsam in Vergessenheit. Es gibt aber alle Jahre in Preetz bei Kiel ein Papiertheatertreffen, zu dem Papiertheaterspieler aus Europa und sogar den USA anreisen, um ihre Kunst zu zeigen.

Und das, was Ulrich Chmel, der in seiner aktiven Zeit in der Wirtschaftskammer Österreich zuletzt als Fachverbandsgeschäftsführer tätig war, seit 2002 macht, ist wirklich eine Kunst, eine Kunst des Biedermeier. Seine Begeisterung dafür, und sie wird bei der Einführung des Publikums in die Technik seines Theaters offenbar, gewann er durch die Bekanntschaft mit dem großen Wiener Papiertheater-Sammler Dr. Herbert Zwiauer und die Papiertheater-Ausstellung im Österreichischen Museum für Volkskunde. Dass Chmel lange Jahre für die Neue Illustrierte Wochenschau als Karikaturist tätig war, Karikaturen in Fachzeitschriften wie die Österreichische Trafikantenzeitung und Filterlos verfasste und auch eine Reihe von Büchern und Broschüren illustrierte, kommt ihm bei seiner Passion, denn eine solche kann es nur sein, wenn man ihm zuhört, zugute. Nach anfänglichen Versuchen mit einem Weihnachtsspiel und einer Version des „Struwwelpeters“ startete er nach eigenen Angaben seine „Papiertheaterkarriere“ mit dem „Lohengrin“ für Eilige, den seit 2003 schon über 1.600 Menschen in über 70 Vorstellungen erlebt haben. Und dabei muss man bedenken, dass die wünschenswerte Theaterkapazität maximal etwa 25 Personen beträgt, da die Bühne recht klein ist und gerade mal eine Tiefe von 80 cm hat…

Dadurch entsteht bei den Stücken aber auch der ganz intime Reiz dieses Kunsterlebnisses. Und Ulrich Chmel ist zu Recht stolz darauf, dass er „ein Publikum im Alter von 2 bis 98 Jahren“ anspricht.

Er hat alle Figuren für „Lohengrin“ und „Tannhäuser“ selbst gezeichnet und auch den Text mit vielen Originalzitaten aus dem Libretto Wagners verfasst. Die Gesangseinlagen, die bei „Lohengrin“ zu hören sind, stammen von alten Schellack-Originalaufnahmen aus dem Jahre 1929. Unter Hermann Weigert singen Fritz Wolff den Lohengrin und Beata Malkin die Elsa. Chor und Orchester stammen aus der DOB 1929, was auch mit den (mittlerweile natürlich abgelaufenen) Urherberrechten zusammen hängt. Im „Tannhäuser“ singen Maria Jeritza, George London, Heinrich Schlusnus, Ramon Vinaj und andere.

In einem stets mit einem Augenzwinkern versehenen Parforce-Ritt führt Chmel die angeregten Zuschauer durch die gesamte Handlung der beiden Opern jeweils in etwa einer dreiviertel Stunde. Man meint, dass einem kaum etwas entgangen ist, wenn man das bunte Treiben der kleinen Figuren bis ans Ende auf der Bühne verfolgt, die er verdeckt von der Seite mit langen Metalldrähten führt und in Einklang mit ihrem Gesang bzw. Reden bewegt. Das wirkt alles dramaturgisch durchdacht und lebendig, die guten Stimmen verleihen der kleinformatigen Aktion eine theatrale Erhabenheit, durch die das Ganze auch tatsächlich wie eine zwar kleine, aber komplette Oper wirkt, immer mit einem gewissen Lächeln bzw. dem im Leben so notwenigen Schuss Humor, den Chmel insbesondere durch die selbst verfassten Kommentare einbringt. Er versteht sein Publikum für die Sache zu animieren, ja einige regelrecht zu fesseln, und so entsteht eine angesichts des minimalen theatralischen Formats erstaunliche Konzentration auf das zu Sehende und für die, die das Stück nicht kennen, auch eine sichtbare Spannung auf seinen Ausgang.

Am Schluss zeigt Chmel allen Interessierten noch das Innenleben seines kleinen Theaters, das im backstage doch einige unerwartete technische Details und Raffinessen bereit hält. Allen an dieser liebenswerten Kleinkunst Interessierten sei ein Besuch seines Papiertheaters wärmstens empfohlen – im Herbst kommt „Carmen“. (www.papiertheater.at und blog: http://papiertheater.blogspot.co.at/).
                                    

Dr. Klaus Billand




Der Jubilar. Foto: Dr. Klaus Billand


Ulrich Chmel. Foto: Dr. Klaus Billand


“Lohengrin”. Foto: Dr. Klaus Billand


Lohengrin”. Foto: Dr. Klaus Billand


Lohengrin”. Foto: Dr. Klaus Billand

“Tannhäuser”. Foto: Dr. Klaus Billand


Tannhäuser”. Foto: Dr. Klaus Billand


Tannhäuser”. Foto: Dr. Klaus Billand


Tannhäuser” – Gebet der Elisabeth. Foto: Dr. Klaus Billand



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