Montag, 2. September 2019

Hänsel & Gretel - Was passiert mit der Hexe?

Mit dem Workshop VON DER SCHUHSCHACHTEL ZUM PAPIERTHEATER trete ich  zumeist vor Kindergruppen auf. Manchmal ist das in einer Grundschule. Manchmal ist es vor 10 - 11 Jährigen. Manches Mal ist es auch vor gemischten Gruppen (Großeltern - Eltern - Kinder).
Um so quasi die Gruppe in Stimmung zu bringen, aber auch um zu zeigen, wie denn dann dieses Schuhschachtel-Bühnchen funktionieren könnte, spiele ich zum Beginn des Workshops das Märchen HÄNSEL&GRETEL.

 Abgesehen davon, dass es bei diesem Märchen drei Lieder gibt, die wirklich ALLE mitsingen können (Hänsel und Gretel gingen.... / Sag wer mag das Männlein sein.... / Brüderchen kommen tanz mit mir ..) ist es jeweils ein spektakulärer Höhepunkt der Handlung, sobald  die Hexe aus dem Rauchfang fliegt. Dabei "explodiert" ein Stück Pyrowatte und Rauch quillt aus der Nebelmaschine! Das ist immer sehr beliebt und man könnte  es eigentlich immer ein zweites Mal wiederholen.


Trotzdem habe ich mir Gedanken darüber gemacht, ob man(n) denn nicht den (Märchen-) Tod der Hexe vermeiden könnte. Und so bin ich auf eine eigentlich sehr moderne Lösung gekommen, die auch alle gut  verstehen und man den Eindruck erweckt, die Hexe lebt eigentlich (weit weg) weiter.

Bei meiner Version des Märchens sind die Dialoge so aufgebaut, dass HÄNSEL der "starke Bruder" ist, auf welchen sich seine Schwester GRETEL verlassen kann : WIR SCHAFFEN DAS! In der offensichtlich ausweglosen Situation, in welcher die Hexe alles vorbereitet, um den HÄNSEL in den Ofen zu schieben, rät HÄNSEL seiner Schwester, sich einfach dumm zu stellen und von der Hexe zu verlangen, alles vor zu machen. Auf diese Weise kommen die beiden Kinder in die Situation, die Hexe letztendlich in den Ofen zu befördern.

In diesem Moment explodiert auf der Bühne also die Pyrowatte und der Nebel täuscht Rauch vor, während ich die Figur der Hexe sehr schnell aus der Bühne hebe und dann diese Figur in einer Kreisbewegung einige Male um die Bühne wirble. Dabei sage:

"Da fährt die Hexe aus dem Rauchfang, erreicht die Erdumlaufbahn, umkreist die Erde einmal, zweimal, dreimal um denn letzten Endes in die Mondumlaufbahn einzuschwenken um den Mond einige Male zu umkreisen. Letzten Endes landet die Hexe (und dabei lasse ich die Figur immer zu Boden fallen) auf dem Mond und GRÜNDET DORT DIE ERSTE HEXEN-WG."

Das Spektakel bleibt erhalten und zugleich deute ich aber auch damit an, dass die Hexe nicht gestorben ist, sondern eben auf dem Mond weiterleben darf.

Die Handlung meiner Version endet jedenfalls damit, dass die Kinder die Schätze der Hexe hinter dem Ofen finden und den Eltern bringen. Vater und Mutter sind glücklich, dass den Kindern nichts passiert ist und die Not hat ein Ende.

Die Phantasie der Kinder ist manches Mal sehr drastisch


Zum Abschluss des Workshops, sobald alle Bühnchen fertig gebaut  und die Figuren ausgeschnitten sind, lade ich die Teilnehmer ein, nun selbst ihre Versionen von HÄNSEL UND GRETEL für die anderen Teilnehmer zu spielen. Dabei erfährt die Szene mit der Hexe und dem Ofen oft sehr eigentümliche Wendungen.
  • So haben einmal zwei Buben mit einem Absud aus dem Fliegenpilz einen Panzer und ein Maschinengewehr "hergezaubert" und damit das Hexenhaus niedergewalzt und die "Hexe erschossen".
  • Eine Mädchengruppe hat Hänsel und Gretel die Hexe im Ofen braten lassen, um sie dann selbst als Braten zu verspeisen "Bring noch etwas Bratensaft, ich mag's nicht gern so trocken" (!). Danach haben die beiden Geschwister eine WG im Hexenhaus gegründet und haben dort bis zu ihrem Lebensende gewohnt.
  • Eine andere Gruppe hat aus dem Fliegenpilzabsud einen Zaubertrank bereitet, diesen der Hexe zu Trinken gegeben und haben sie damit von ihrer schwarzen Magie befreit.