Dienstag, 27. Februar 2018

Ein Arrangement für Vibraphon, Percussion, Gitarre und Trompete


Die Bremer Stadtmusikanten

Ulrich Chmel, Wien


Die Figuren und die Bühnenbilder

 
Anfänglich war bloß der Wunsch in mir, ein neues Stück zu produzieren.  Heute kann ich überhaupt nicht mehr sagen, wie ich auf die Idee gekommen bin, das  Märchen  DIE BREMER STADTMUSIKANTEN  zu dramatisieren. Jedenfalls habe ich im Lauf des Jahres 2016 damit begonnen, die ersten Bühnenbildentwürfe für dieses schöne Märchen zu entwerfen. Ich hatte dabei jene Landschaft vor Augen, die ich bei einem Aufenthalt am "Jadebusen"  kennengelernt hatte.   "Am Donnerstag kannst Du sehen, wer am Samstag zu Besuch kommt!" sagen die Menschen dort, um diese flache Landschaft zu beschreiben. Es sollten ganz eigenständige Bühnenbilder werden, welche den Zuschauern die Illusion vermitteln am Ufer der Nordsee zu sein.  Tuschstift und Airbrush waren die Zeichen- und Malmittel, mit welchen ich diese
ersten Entwürfe gemacht habe.

ESEL, HUND, KATZE UND HAHN



 

Als ich dann dazu Figuren für die STADTMUSIKANTEN suchte, war bald klar, dass ich sie selbst zeichnen müsste, um Figuren zu bekommen, die in diese Landschaft passten.  Ich begann einmal damit die "Hauptdarsteller" zu entwerfen: ESEL,
HUND, KATZE und HAHN. Obwohl es sich bei den BREMER STADTMUSIKANTEN ja eigentlich um ein sozialkritisches Märchen handelt, sollten die Figuren aber doch leicht und ansprechend sein.

 
Da ich die Bühnenbildentwürfe mit einer dem "Airbrush" zu vergleichenden Methode koloriert hatte, ging ich daran, auch die Figuren auf diese Weise zu kolorieren.  Mit diesem "Malmittel" erzielt man eine gewisse Leichtigkeit der Farben und kann auch rhythmische  Akzentuierungen erzielen.

 DIE NEBENDARSTELLER

 
Schritt für Schritt entwickelte sich die Handlung vor meinen Augen und ich erkannte die Notwendigkeit auch die "Nebendarsteller" zu entwerfen. Bei der Arbeit verdichtete sich dieses Märchen in meiner Phantasie zu einem Beispiel dafür, dass Lebewesen, die von unserer Gesellschaft als wertlos angesehen werden, durch den Zusammenschluss ihrer Kräfte, imstande sind, großartige, ungeahnte Leistungen zu vollbringen und damit von unserer Gesellschaft wieder akzeptiert und sogar geehrt werden.

Es entstanden auf diese Weise die "Besitzer" der vier Tiere: Der Müller, der Jäger, die Besitzerin der Katze und die die Besitzerin des Hahns.  Um der Geschichte den erforderlichen Rahmen zu geben, erfand ich auch noch die Bürger, die Räuber, den Bürgermeister, den Nachtwächter und den Stadtwächter.

 

Schon während der Arbeit an den Figuren wurde mir klar,  für diese bunten Figuren ein klares und einfaches Bühnenbild entwerfen zu müssen,
 damit die handelnden "Schauspieler" nicht im "Farbbrei" untergehen.  Einfarbiger Fotokarton erschien mir dafür am besten geeignet.
 



IM RÄUBERHAUS

Einer der Räuberbande wird ja vom Räuberhauptmann in der Nacht wieder in das Haus zurückgeschickt, um nachzusehen, wer sie denn von dort vertrieben hat und ob man noch an die Beute gelangen könnte. Damit dies eindrücklich dargestellt werden kann, wird das Innere des Hauses ganz dunkel gehalten und sehr viel Leuchtkarton verwendet, um dem ganzen einen gespenstischen Eindruck  zu verleihen. In der Dunkelheit vermeint der Räuber ja auch an Stelle der Tiere Gespenster zu erkennen: Leuchtende Augen, riesige Knüppel, Krallenhände und Messer.

 

 

Die Musik

Da die Geschichte an der Nordsee spielt, wollte ich unbedingt Volksmusik aus dieser Gegend als musikalische Umrahmung für dieses Märchen einsetzen. Ich fragte sogar bei einer Papiertheaterspielerin an, die dort zu Hause ist. Ich durchforstete das Internet. ich lernte Seemannschöre kennen und dachte, dass diese nicht die wirkliche Musik zu diesem Stück sein kann.
In dieser Phase klagte ich mein Leid einer befreundeten Musikerin. Margit Schoberleitner ist Solopaukistin bei den Niederösterreichischen Tonkünstlern. Ihr umfangreiches Repertoire reicht vom Klassischen Konzert über zeitgenössische Musik und Volksmusik bis zu den Dialektsongs. Meine großartige Margit war sofort Feuer und Flamme für dieses Projekt.

 


13 Instrumente

Sie ging sofort an die Arbeit arrangierte Bestandteile aus Saint Saens "Carneval der Tiere" für Vibraphon, Xylophon, Glockenspiel, Flexaton, Vibraslapp,  4 Pauken, Rahmentrommel, Casu, Trompete, Nasenflöte, Kuckuck, Kastagnetten und  Gitarre - wow! Es wurde alles besprochen und  eine Partitur geschrieben. Margit ist ja eine hervorragende Orchestermusikerin und weiß um die Erfordernisse bestens Bescheid.
 


Aufnahme beim Tonmeister

Am festgesetzten Aufnahmetag erschien Margit mit einem Kastenwagen voll Instrumente, die nun alle in das Studio verfrachtet wurde. Nun wurde Spur für Spur aufgenommen. Oft waren es 7 Spuren für eine Sequenz. Bis auf die Gitarre wurden alle Instrumente von Margit gespielt. Tonmeister Alexander steuerte souverän diese komplizierte Aufnahme durch 16 Stunden hindurch. 

Zum Abschluss sangen wir noch im Chor ein Lied zur Melodie "Ein Hund kam in die Küche".

 

Es ist dies nun ein weiterer Versuch, eigens für ein Stück geschriebene bzw. arrangierte Musik zu verwenden. Der erste Versuch war bei IMAGINATION  mit der Auftragskomposition von Karl-Heinz Essl überraschend gut beim Publikum angekommen. Dessen elektronische experimentelle Musik wurde bisher bei 20 Vorstellungen vom Publikum ausgezeichnet angenommen. Ein weiterer Versuch, ein Stück mit Live-Gitarrenmusik zu begleiten, gelang im Herbst letzten Jahres, bei dem "Weihnachtsstück" DIE MADONNA VOM SCHNEE. Hier konnte ich einen befreundeten Gitarristen, Richard Pilkington, für eine Zusammenarbeit  gewinnen. Nun ist also das Arrangement für Vibraphon, Percussion, Trompete und Gitarre für DIE BREMER STADTMUSIKANTEN an der Reihe und ich bin vom großen Erfolg dieser tollen Musik fest überzeugt.


1 Kommentar:

  1. Lieber Ulrich,

    das ist ja nun wirklich sehr weit gediehen und ich hoffe sehr, dass ich dieses Papiertheatermärchen, nach allem, was sich hier vor den Augen so wundervoll entwickelt,irgendwann einmal sehen kann.
    Viel Freude weiterhin bei der Arbeit!

    Gabriele

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