Wenn Cinderella und Co. auf Reisen gehen
Ein kleiner Ausflug mit dem Papiertheater
Fotos: Ulrich Chmel"Stellt Euch einmal vor, es war eine Zeit, da gab es kein elektrisches Licht, keinen CD.Player, kein smartphone........." mit dieser Zauberformel begrüße ich jedesmal meine Gäste vor dem Papiertheaterbühnchen, um sie dann in ihrer Phantasie in jenen kleinen Biedermeiersalon zu entführen, wo alles bereit ist, mit den Papiertheater-Prinzessinnen und -Prinzen ein romantisches Märchen oder eine "Oper" mit etwas Augenzwinkern zu spielen. Dieser Biedermeiersalon ist überall dort, wo ich mit meinem Bühnchen hinkomme und die Menschen - egal welchen Alters - sich darauf freuen, in diese biedermeierliche Zauberwelt entführt zu werden. Nicht zu groß soll der Raum sein und nicht mehr als etwa 25 Zuschauer sollen vor dem Bühnchen versammelt sein.
Letzthin war es wieder soweit, als ich meine Papiertheaterbühne zu Hause zusammenpackte, ins Auto verstaute und nach Mödling fuhr, um dort im MÖP-Figurentheater, den Kindern und Erwachsenen das Märchen vom Aschenputtel in der Fassung von Charles Perrault vorzuspielen.
Das MÖP ist ideal für Papiertheater. Schon allein die Mödlinger Pfarrgasse, gleich beim alten Rathaus strahlt jene Romantik aus, die so viel Wärme und Geborgenheit in sich hat. Es gibt wenig Plätze, die ähnlich romantisch sind. Der Besucher tritt dann in dieses alte geschäftsgewölbe hinein und hat damit schon den ersten Schritt ins Märchenland der Phantasie getan. Dieser Raum hat die Strahlkraft eines Puppentheaters, in welchem die Hausherren und mit Ihnen viele in- und ausländische Gastbühnen - Figurentheater in der ganzen Bandbreite -vom Kasperl über Objekttheater bis zum Papiertheater vorführen. In mitten von handpuppen, Märchenbüchern, Marionetten und einfachen Instrumenten, stelle ich dann meine Bühne auf um in etwa 50 Minuten spielbereit zu sein.
Eng aneinandergeschmiegt sitzen dann auf den nachn hinten ansteigenden Bänken jung und alt und folgen für etwa 40 Minuten der geschichte von Aschenputtel, Prinz Felix, der Feenkönigin, dem Baron Pompolino und den beiden Stiefschwestern.
Wenn dann zum guten Schluß Aschenputtel und Prinz Felix über die Bühne tanzen, die Feenkönigin den beiden ihren Segen gegeben hat und der Vorhang die Szene wieder verbirgt, dann, ja danndürfen zuerst die Zuschauer aus der ersten Reihe, dann die aus der zweiten Reihe und so weiter, zu mir hinter die Bühne kommen und ausprobieren, wie das denn mit der Tanzmaschine, der Verwandlung der Feenkönigin und naturgemäß wie denn die Nebelmaschine und der Blitz funktionieren.
Ich liebe es , mit meinem Bühnchen zu den Menschen zu kommen, um da und dort das Theater aufzubauen und die Zuschauer dann in das Reich der Illusion zu holen. Wo auch imer ich schon mit meinem klappbaren Bühnchen gewesen bin, ich habe dabei immer mein Herz verschenkt und dadurch zauberhafte Menschen angetroffen, die bereit waren, sich der Romantik dieses kleinen Figurentheaters hinzugeben.
Zur Romantik des Spiels gehört für mich auch schon das Einpacken der Figuren und Bühnenbilder, das Verstauen des Bühnchens im Auto, der Transport und der Auf- und Abbau der Bühne. Es ist schön wenn jeder Handgriff sitzt und alles auf dem richtigen Platz ist, um letztlich dabei mitzuhelfen, den Zuschauern eine Illusion zu vermitteln, die eben nur Figurentheater vermitteln kann. Mit Dankbarkeit denke ich dabei jedesmal an den großartigen Tischlermeister, der diese Bühne nach meinen Ideen so ideal gebaut hat und an jenen Freund, der so quasi die Kerzenbeleuchtung in LED-Licht verzaubert hat. Beiden haben so gut und solid gearbeitet, daß nach 7 Jahren und sehr vielen Aufführungen und Reisen, noch alles sehr gut funktioniert und stabil ist.
Ebenfalls zur Romantik des Spiels gehört für mich aber schon die Produktion eines Stückes: Das Entwerfen des Konzepts, das Schreiben der Texte, das Zeichnen von Figuren, das Einkaufen von Bühnenbildnachdrucken. Wenn dann alles fertig ist und ich bei den Proben mit den Figuren mitlache und mitweine, dann, ja dann fühle ich, daß dieser bei den Vostellungen auf das Publikum überspringen kann.
Wenn dann Cinderella und Co. wieder gut nach Hause gekommen sind, habe ich ein sehr beglückendes Gefühl und freue mich schon darauf, wieder einmal "ausrücken" zu dürfen, um zum Beispiel beim Geburtstag einer 90-jährigen Dame, oder bei einem Pfarrfest spielen zu dürfen.
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