Die Bremer
Stadtmusikanten
Ulrich Chmel, Wien
Die Figuren und
die Bühnenbilder
Anfänglich war bloß der Wunsch in mir, ein neues Stück zu
produzieren. Heute kann ich überhaupt
nicht mehr sagen, wie ich auf die Idee gekommen bin, das Märchen DIE BREMER STADTMUSIKANTEN zu dramatisieren. Jedenfalls habe ich im Lauf
des Jahres 2016 damit begonnen, die ersten Bühnenbildentwürfe für dieses schöne
Märchen zu entwerfen. Ich hatte dabei jene Landschaft vor Augen, die ich bei
einem Aufenthalt am "Jadebusen"
kennengelernt hatte. "Am Donnerstag
kannst Du sehen, wer am Samstag zu Besuch kommt!" sagen die Menschen dort,
um diese flache Landschaft zu beschreiben. Es sollten ganz eigenständige
Bühnenbilder werden, welche den Zuschauern die Illusion vermitteln am Ufer der
Nordsee zu sein. Tuschstift und Airbrush
waren die Zeichen- und Malmittel, mit welchen ich diese
ersten Entwürfe gemacht
habe.
ESEL, HUND, KATZE UND HAHN
Als ich dann dazu Figuren für die STADTMUSIKANTEN suchte,
war bald klar, dass ich sie selbst zeichnen müsste, um Figuren zu bekommen, die
in diese Landschaft passten. Ich begann
einmal damit die "Hauptdarsteller" zu entwerfen: ESEL,
HUND, KATZE
und HAHN. Obwohl es sich bei den BREMER STADTMUSIKANTEN ja eigentlich um ein
sozialkritisches Märchen handelt, sollten die Figuren aber doch leicht und
ansprechend sein.
Da ich die Bühnenbildentwürfe mit einer dem
"Airbrush" zu vergleichenden Methode koloriert hatte, ging ich daran,
auch die Figuren auf diese Weise zu kolorieren. Mit diesem
"Malmittel" erzielt man eine gewisse Leichtigkeit der Farben und kann
auch rhythmische Akzentuierungen
erzielen.
DIE NEBENDARSTELLER
Schritt für Schritt entwickelte sich die Handlung vor meinen Augen und ich erkannte die Notwendigkeit auch die "Nebendarsteller" zu entwerfen. Bei der Arbeit verdichtete sich dieses Märchen in meiner Phantasie zu einem Beispiel dafür, dass Lebewesen, die von unserer Gesellschaft als wertlos angesehen werden, durch den Zusammenschluss ihrer Kräfte, imstande sind, großartige, ungeahnte Leistungen zu vollbringen und damit von unserer Gesellschaft wieder akzeptiert und sogar geehrt werden.
Es entstanden auf diese Weise die "Besitzer"
der vier Tiere: Der Müller, der Jäger, die Besitzerin der Katze und die die
Besitzerin des Hahns. Um der Geschichte
den erforderlichen Rahmen zu geben, erfand ich auch noch die Bürger, die
Räuber, den Bürgermeister, den Nachtwächter und den Stadtwächter.
Schon während der Arbeit an den Figuren wurde mir
klar, für diese bunten Figuren ein
klares und einfaches Bühnenbild entwerfen zu müssen,
damit die handelnden
"Schauspieler" nicht im "Farbbrei" untergehen. Einfarbiger Fotokarton erschien mir dafür am
besten geeignet.
IM RÄUBERHAUS
Einer der Räuberbande wird ja vom Räuberhauptmann in der
Nacht wieder in das Haus zurückgeschickt, um nachzusehen, wer sie denn von dort
vertrieben hat und ob man noch an die Beute gelangen könnte. Damit dies
eindrücklich dargestellt werden kann, wird das Innere des Hauses ganz dunkel
gehalten und sehr viel Leuchtkarton verwendet, um dem ganzen einen gespenstischen
Eindruck zu verleihen. In der Dunkelheit
vermeint der Räuber ja auch an Stelle der Tiere Gespenster zu erkennen:
Leuchtende Augen, riesige Knüppel, Krallenhände und Messer.
Die Musik
Da die Geschichte an der Nordsee spielt, wollte ich
unbedingt Volksmusik aus dieser Gegend als musikalische Umrahmung für dieses
Märchen einsetzen. Ich fragte sogar bei einer Papiertheaterspielerin an, die
dort zu Hause ist. Ich durchforstete das Internet. ich lernte Seemannschöre
kennen und dachte, dass diese nicht die wirkliche Musik zu diesem Stück sein
kann.
In dieser Phase klagte ich mein Leid einer befreundeten
Musikerin. Margit Schoberleitner ist Solopaukistin bei den
Niederösterreichischen Tonkünstlern. Ihr umfangreiches Repertoire reicht vom
Klassischen Konzert über zeitgenössische Musik und Volksmusik bis zu den
Dialektsongs. Meine großartige Margit war sofort Feuer und Flamme für dieses
Projekt.
13 Instrumente
Sie ging sofort an die Arbeit arrangierte Bestandteile
aus Saint Saens "Carneval der Tiere" für Vibraphon, Xylophon,
Glockenspiel, Flexaton, Vibraslapp, 4
Pauken, Rahmentrommel, Casu, Trompete, Nasenflöte, Kuckuck, Kastagnetten und Gitarre - wow! Es wurde alles besprochen
und eine Partitur geschrieben. Margit
ist ja eine hervorragende Orchestermusikerin und weiß um die Erfordernisse
bestens Bescheid.
Aufnahme beim
Tonmeister
Am festgesetzten Aufnahmetag erschien Margit mit einem
Kastenwagen voll Instrumente, die nun alle in das Studio verfrachtet wurde. Nun
wurde Spur für Spur aufgenommen. Oft waren es 7 Spuren für eine Sequenz. Bis
auf die Gitarre wurden alle Instrumente von Margit gespielt. Tonmeister
Alexander steuerte souverän diese komplizierte Aufnahme durch 16 Stunden
hindurch.
Zum Abschluss sangen wir noch im Chor ein Lied zur
Melodie "Ein Hund kam in die Küche".
Es ist dies nun ein weiterer Versuch, eigens für ein
Stück geschriebene bzw. arrangierte Musik zu verwenden. Der erste Versuch war bei
IMAGINATION mit der Auftragskomposition
von Karl-Heinz Essl überraschend gut beim Publikum angekommen. Dessen
elektronische experimentelle Musik wurde bisher bei 20 Vorstellungen vom
Publikum ausgezeichnet angenommen. Ein weiterer Versuch, ein Stück mit
Live-Gitarrenmusik zu begleiten, gelang im Herbst letzten Jahres, bei dem
"Weihnachtsstück" DIE MADONNA VOM SCHNEE. Hier konnte ich einen
befreundeten Gitarristen, Richard Pilkington, für eine Zusammenarbeit gewinnen. Nun ist also das Arrangement für
Vibraphon, Percussion, Trompete und Gitarre für DIE BREMER STADTMUSIKANTEN an
der Reihe und ich bin vom großen Erfolg dieser tollen Musik fest überzeugt.