Montag, 29. Dezember 2014

Eine Herbergsuche im Papiertheater erobert Menschen einer anderen Welt

Ich hatte die Ehre, kurz vor dem Weihnachtsfest im privaten Kreis einer Familie spielen zu dürfen. die Herbergssuche JESSASMARIAUNDJOSEF sowie die Legende aus den Abruzzen DIE MADONNA VOM SCHNEE standen auf dem Programm. Bis auf die Gastgeber, wußte niemand, was denn Papiertheater sei. Es war sehr stimmungsvoll ind sehr gemütlich und ich wurde überaus herzlich aufgenommen.
Nach der Herbergsuche kam ein Junger Mann zu mir, bedankte sich dafür, daß es mir gelungen war ihn mit dem Papiertheater und mit meinem Stück ein klein wenig aus der "Vorweihnachtshektik" befreit zu haben und kündigte mir an, darüber in einer sehr verbreiteten Tageszeitung schreiben zu wollen. Mit Freude stelle ich diesen Artikel nun in meinen Blog:

Weihnachtstheater


Es folgt die Zwischen-den-Jahren-Kolumne. Unter Horowitz – unser-Chef a.D. – musste ich immer zurückblicken aufs alte Jahr, was mir widerstrebte. Für Horo tat ich es dennoch. Jetzt, da ich es nicht mehr muss, blicke ich zurück: Aber nur ein Stückerl. In die späten Dezembertage, als ich noch einen Weg in Sievering hatte: Mit Liebster, Brut und Adventklängen in der Brust fuhren wir adventjausnen zu Lieblingscousine A. und ihrem Liebsten M. Man reichte uns gute Sachen. Kekse, Maroniherzen und das leiwande Chili des M. Vor allem aber bot man mir das gleich zweite (!) Weihnachtswunder dieses meines Vierzehnerjahres: das Papiertheater des Ulrich Chmel, der uns eine Weihnachtsvorstellung spielte. Ich, der ich zweiter Linie zwar Theaterautor, in erster aber Theaterskeptiker bin, hatte von so einem Papiertheater schon gehört. Jetzt ließ ich es mir von Herrn Chmel nochmal erklären. Es ist eine Erfindung des Biedermeier, als das suburbane Volk weder Zeit, noch Geld noch soziale Möglichkeit hatte, die chicen Bühnen in der Inneren Stadt zu besuchen. Chmel erzählte von einer Welt ohne Strom, ohne luminale Inflation, ohne dem technischen Gezwitscher des „Kommunizierens“. Er schilderte, wie die Menschen ihre dramatis personae mit der Schere ausschnitten und auf laubgesägte Figuren leimten. Wie man dann die Räume abdunkelte und in schuhschachtel- bis hendlstall- großen Bühnen die großen Dramen der Menschheit spielte. Dazu, sagt Chmel, erklang die Hausmusik. Ich versank auf dem Sieveringer Sofa, nahm bewildered zur Kenntnis, wie mucksmäuschenstill meine Brut in den vorderen Reihen sich verhielt, und das Stück begann. „Jessasmariaundjosef“, eine Weihnachtsgeschichte im Milieu der Wiener Immigranten des 19. Jahrhunderts – der „Ziegelbehm“ von Favoriten. Ulrich Chmel verwandelte sich nun gleichermaßen in Motor, Seele und Hirn seines Theaters. Er hechtete von einer komischen Figur in die nächste, inzwischen veränderte er den Weg seiner winzigen Lichtlein und verschob burleske selbstgemalte Kulissen. Als das Stück endete, schnitt ich ein letztes Maroniherz ein und bemerkte, dass meine etwas ruckelig gewordene innere Uhr wieder richtig ging. Ich dankte Ulrich Chmel und warf mich in die letzten Tage weihnachtlichen Wahns.
wienmitte
ernst.molden@kurier.at
KURIER
Woche 52 (Sa 27.12.14)


DER ZAUBER DER SCHNEEMASCHINE

Immer, wenn die Schneemaschine "mitspielt" wollen die Zuschauer nach der Vorstellung wissen: "Wie das geht, mit dem Schnee!". Groß und klein lieben es von der Schneemaschine "beschneit" zu werden:
 

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