Donnerstag, 24. Januar 2019

KLEINE BÜHNE FÜR KLEINE LEUTE

Ich baute ein kleines Bühnchen für meine Enkelin Stephanie 

Jedes Mal, wenn ich Vorstellungen für Kinder spiele, stelle ich fest, dass Kinder am liebsten selbst mit den Figuren spielen möchten und eine sehr große Fantasie dabei entwickeln. Die kleinen Puppenspieler hauchen den Papierfiguren tatsächlich eine Seele ein, murmeln Rollenspiele, entwickeln eigene Geschichten mit grandiosen Einfällen.  Mit einem Wort, Kinder versinken dabei in eine andere Welt.

Vor einem Jahr etwa begann meine kleine Enkelin Interesse und Konzentration für das Geschehen auf der Bühne zu finden. Allmählich begann sie die Figuren selbst in  die Hand zu nehmen und eben ihre eigenen Geschichten zu spielen.

Die Figuren selbst ausmalen

Unabhängig von dieser "Bühnengeschehen" entdeckte ich die Leidenschaft meines kleinen Mädchens für das Ausmalen von Vorlagen. Das geschieht dann so: "Zeichne bitte eine Hexe!" , ich nehme Papier und Stift und zeichne eine einfache Figur, dann übernimmt meine Enkelin das Blatt und malt mit Farbstiften mit großem Geschick die Figur aus. Ich habe so etwas schon früher mit Kindern gemacht und dabei unterschiedliche  Begabungen feststellen können. Manche Kinder machen es gern, manche machen es sehr genau, manche machen es sehr bunt. Jedenfalls ist der Umgang mit Farbstiften für Kinder immer ein Erlebnis der besonderen Art.

So dachte ich im letzten Advent, ich könnte doch für meine Enkelin ein kleines Papiertheater bauen und vieles bloß schwarz/weiß lassen, damit das Kind die Möglichkeit hat, zumindest farblich, ihre eigenen Figuren zu entwickeln. Zur Sicherheit habe ich aber auch jeweils einen Satz Kulissen und Figuren schon koloriert mit geliefert.

Eine kleine Grundausstattung

Es gibt also jetzt ein kleines Bühnchen mit der Ausstattung für HÄNSEL UND GRETEL. Damit aber auch der KASPERL eingesetzt werden kann (diese Figur ist ja bereits von der Puppenbühne bekannt) habe ich auch ein Set von Kulissen und Figuren für eigene Kompositionen kreiert: Schloss, Kasperl, Krokodil, König Prinzessin, Zauberer und Großmutter.
 

Zunächst aber muss eine Bühne gebaut werden

 Hier eine kleine Fotostrecke über die einzelnen "Bauabschnitte".
Ich habe bisher mit Sprühkleber gearbeitet. Meine ENTDECKUNG bei dieser Arbeit: die DOPPELSEITIG KLEBENDE FOLIE.

Sobald Farbkompositionen meiner Enkelin vorliegen werde ich diese hier zeigen.

Trägermaterial für das Proszenium


Proszenium auf die gewünschte Größe bringen

einen Karton für die Bühne zurichten

Ränder d.Prosz.einfassen

Die Bühnenöffnung herstellen



Proszenium bekleben

Zum Kleben eine beidseitig klebende Folie verwenden



Das Gehäuse mit Holzleisten versteifen

Nun muss alles gut kleben










Figurenführer müssen stabil sein

Aus einer Stange Scheiben schneiden

und einen Schlitz sägen

Führungsstab anleimen

ein Satz Führungsstäbe

Die Kulissen aufkleben

die s/w Bühnenbilder und Figuren können später bemalt werden


es gibt aber auch schon kolorierte Stücke

Prospekt: Ein Schloss
Hänsel und Gretel und die Hexe


 

Durchsicht: im Schloss
Die Führung für den Vorhang der seitlich aufgeht !
Das fertige Bühnchen
Die Vorzeichnung kann gleich als s/w Vorlage dienen


Ein Set mit Kasperl, König, Prinzessin und Zauberer

Großmutter und Krokodil dürfen nicht fehlen
 

Dienstag, 27. Februar 2018

Ein Arrangement für Vibraphon, Percussion, Gitarre und Trompete


Die Bremer Stadtmusikanten

Ulrich Chmel, Wien


Die Figuren und die Bühnenbilder

 
Anfänglich war bloß der Wunsch in mir, ein neues Stück zu produzieren.  Heute kann ich überhaupt nicht mehr sagen, wie ich auf die Idee gekommen bin, das  Märchen  DIE BREMER STADTMUSIKANTEN  zu dramatisieren. Jedenfalls habe ich im Lauf des Jahres 2016 damit begonnen, die ersten Bühnenbildentwürfe für dieses schöne Märchen zu entwerfen. Ich hatte dabei jene Landschaft vor Augen, die ich bei einem Aufenthalt am "Jadebusen"  kennengelernt hatte.   "Am Donnerstag kannst Du sehen, wer am Samstag zu Besuch kommt!" sagen die Menschen dort, um diese flache Landschaft zu beschreiben. Es sollten ganz eigenständige Bühnenbilder werden, welche den Zuschauern die Illusion vermitteln am Ufer der Nordsee zu sein.  Tuschstift und Airbrush waren die Zeichen- und Malmittel, mit welchen ich diese
ersten Entwürfe gemacht habe.

ESEL, HUND, KATZE UND HAHN



 

Als ich dann dazu Figuren für die STADTMUSIKANTEN suchte, war bald klar, dass ich sie selbst zeichnen müsste, um Figuren zu bekommen, die in diese Landschaft passten.  Ich begann einmal damit die "Hauptdarsteller" zu entwerfen: ESEL,
HUND, KATZE und HAHN. Obwohl es sich bei den BREMER STADTMUSIKANTEN ja eigentlich um ein sozialkritisches Märchen handelt, sollten die Figuren aber doch leicht und ansprechend sein.

 
Da ich die Bühnenbildentwürfe mit einer dem "Airbrush" zu vergleichenden Methode koloriert hatte, ging ich daran, auch die Figuren auf diese Weise zu kolorieren.  Mit diesem "Malmittel" erzielt man eine gewisse Leichtigkeit der Farben und kann auch rhythmische  Akzentuierungen erzielen.

 DIE NEBENDARSTELLER

 
Schritt für Schritt entwickelte sich die Handlung vor meinen Augen und ich erkannte die Notwendigkeit auch die "Nebendarsteller" zu entwerfen. Bei der Arbeit verdichtete sich dieses Märchen in meiner Phantasie zu einem Beispiel dafür, dass Lebewesen, die von unserer Gesellschaft als wertlos angesehen werden, durch den Zusammenschluss ihrer Kräfte, imstande sind, großartige, ungeahnte Leistungen zu vollbringen und damit von unserer Gesellschaft wieder akzeptiert und sogar geehrt werden.

Es entstanden auf diese Weise die "Besitzer" der vier Tiere: Der Müller, der Jäger, die Besitzerin der Katze und die die Besitzerin des Hahns.  Um der Geschichte den erforderlichen Rahmen zu geben, erfand ich auch noch die Bürger, die Räuber, den Bürgermeister, den Nachtwächter und den Stadtwächter.

 

Schon während der Arbeit an den Figuren wurde mir klar,  für diese bunten Figuren ein klares und einfaches Bühnenbild entwerfen zu müssen,
 damit die handelnden "Schauspieler" nicht im "Farbbrei" untergehen.  Einfarbiger Fotokarton erschien mir dafür am besten geeignet.
 



IM RÄUBERHAUS

Einer der Räuberbande wird ja vom Räuberhauptmann in der Nacht wieder in das Haus zurückgeschickt, um nachzusehen, wer sie denn von dort vertrieben hat und ob man noch an die Beute gelangen könnte. Damit dies eindrücklich dargestellt werden kann, wird das Innere des Hauses ganz dunkel gehalten und sehr viel Leuchtkarton verwendet, um dem ganzen einen gespenstischen Eindruck  zu verleihen. In der Dunkelheit vermeint der Räuber ja auch an Stelle der Tiere Gespenster zu erkennen: Leuchtende Augen, riesige Knüppel, Krallenhände und Messer.

 

 

Die Musik

Da die Geschichte an der Nordsee spielt, wollte ich unbedingt Volksmusik aus dieser Gegend als musikalische Umrahmung für dieses Märchen einsetzen. Ich fragte sogar bei einer Papiertheaterspielerin an, die dort zu Hause ist. Ich durchforstete das Internet. ich lernte Seemannschöre kennen und dachte, dass diese nicht die wirkliche Musik zu diesem Stück sein kann.
In dieser Phase klagte ich mein Leid einer befreundeten Musikerin. Margit Schoberleitner ist Solopaukistin bei den Niederösterreichischen Tonkünstlern. Ihr umfangreiches Repertoire reicht vom Klassischen Konzert über zeitgenössische Musik und Volksmusik bis zu den Dialektsongs. Meine großartige Margit war sofort Feuer und Flamme für dieses Projekt.

 


13 Instrumente

Sie ging sofort an die Arbeit arrangierte Bestandteile aus Saint Saens "Carneval der Tiere" für Vibraphon, Xylophon, Glockenspiel, Flexaton, Vibraslapp,  4 Pauken, Rahmentrommel, Casu, Trompete, Nasenflöte, Kuckuck, Kastagnetten und  Gitarre - wow! Es wurde alles besprochen und  eine Partitur geschrieben. Margit ist ja eine hervorragende Orchestermusikerin und weiß um die Erfordernisse bestens Bescheid.
 


Aufnahme beim Tonmeister

Am festgesetzten Aufnahmetag erschien Margit mit einem Kastenwagen voll Instrumente, die nun alle in das Studio verfrachtet wurde. Nun wurde Spur für Spur aufgenommen. Oft waren es 7 Spuren für eine Sequenz. Bis auf die Gitarre wurden alle Instrumente von Margit gespielt. Tonmeister Alexander steuerte souverän diese komplizierte Aufnahme durch 16 Stunden hindurch. 

Zum Abschluss sangen wir noch im Chor ein Lied zur Melodie "Ein Hund kam in die Küche".

 

Es ist dies nun ein weiterer Versuch, eigens für ein Stück geschriebene bzw. arrangierte Musik zu verwenden. Der erste Versuch war bei IMAGINATION  mit der Auftragskomposition von Karl-Heinz Essl überraschend gut beim Publikum angekommen. Dessen elektronische experimentelle Musik wurde bisher bei 20 Vorstellungen vom Publikum ausgezeichnet angenommen. Ein weiterer Versuch, ein Stück mit Live-Gitarrenmusik zu begleiten, gelang im Herbst letzten Jahres, bei dem "Weihnachtsstück" DIE MADONNA VOM SCHNEE. Hier konnte ich einen befreundeten Gitarristen, Richard Pilkington, für eine Zusammenarbeit  gewinnen. Nun ist also das Arrangement für Vibraphon, Percussion, Trompete und Gitarre für DIE BREMER STADTMUSIKANTEN an der Reihe und ich bin vom großen Erfolg dieser tollen Musik fest überzeugt.


Freitag, 23. Juni 2017

Ein großer Tag der Freude für mich
14-jährige Teenies und Hänsel&Gretel, wie geht das?
 
Ich spiele nun schon an die 15 Jahre Papiertheater. In all  diesen Jahren hatte ich nun schon wirklich Gäste jeder Altersstufe vor meinem Bühnchen. Anfänglich spielte ich zum großen Teil fast ausschließlich für erwachsenes Publikum. Ja selbst zu den Märchenstücken kamen in erster Linie Erwachsene, die mit großer Lust wieder in die Kindheit versetzt werden wollten.  Dabei bemerkte ich, dass sich Erwachsene sehr gerne in das Reich der Phantasie holen lassen und mit großer Freude z.B. den "Gestiefelten Kater" ansehen, oder beim "Mädchen mit den Schwefelhölzchen" verschämt weinen. Eine ältere Dame hat einmal nach einer Vorstellung der Herbergsuche "Jessasmariaundjosef" gerührt zu mir gesagt, dass dies jetzt für sie Weinachten im wahrsten Sinne des Wortes war. Eine ähnlich tolle Ansage habe ich oft nach dem LOHENGRIN FÜR EILIGE oder TANNHÄUSER KURZ UND GUT gehört: "Endlich habe ich den Lohengrin verstanden." oder "Danke für diese romantische Wagner-Inszenierung!".
 Danach durfte ich erste Erfahrungen mit kleinen Kindern im MÖP Figurentheater machen. Dies war neu für mich. Und ich habe sehr schnell den Kontakt zu diesen kleinen Zuschauern gefunden, in dem ich mich vor den Vorstellungen bereits mit ihnen "auf Augenhöhe" unterhalten habe und auch nach den Vorstellungen ihnen den Wunsch erfüllte, selbst mit den Figuren zu spielen. Das ist ja überhaupt das schönste und wichtigste für die Kinder (von 4 bis 100!).
Der Workshop "Von der Schuhschachtel zum Papiertheater" brachte mich sehr rasch mit den 10 - 11 Jährigen in Kontakt. Und ich entdeckte, dass trotz aller Fernseh- und Videopraxis die Phantasie noch immer ansprechbar ist und diese kleinen Workshopteilnehmer durch das Bauen der Bühne und der Figuren, beim anschließenden spielen von HÄNSEL&GRETEL "voll in die Welt der Phantasie und des Rollenspiels" hineinkippen. Wie angenehm war dies für mich zu entdecken.
Als ich einmal eingeladen wurde für eine Gruppe von 17-jährigen Gymnasiasten den FAUST IN KÜRZE zu spielen, war ich das erste  Mal skeptisch, ob diese jungen Menschen - an der Grenze zum Erwachsen werden - dieses "Papiertheater-Getue" vielleicht lächerlich finden, oder sogar (bestenfalls) bei der Vorstellung einschlafen. Nichts von all dem ist passiert. 15 Siebzehnjährige sind voll mitgegangen, haben sogar da und dort mitgesummt und haben auch meine kleinen "Augenzwinkereien" verstanden und mit Lachen honoriert. Die Backstageführung dauerte nach dieser Vorstellung ca 1 Stunde. Beim Weggehen wurde ich mit den Worten "Das ist voll cool, was Sie da machen!" .
Nun spiele ich ziemlich genau ein Jahr mit meiner Bauchladenbühne heitere Stegreif-Versionen der Märchen "Hänsel&Gretel", "Rotkäppchen", "Schneewittchen" und "Dornröschen". Hier reichte das Publikum von 200 Erwachsenen anlässlich der Eröffnung der Papiertheater-Ausstellung im Österr.Theatermuseum bis zum Kindergeburtstag vor 4-Jährigen. Ich hatte immer glückliche Menschen vor mir!
Vor ein paar Tagen war ich wieder einmal skeptisch (wie damals bei den 17-Jährigen!), als ich kurz vor der Vorstellung erfuhr, "Es ist eine Klasse mit 14-Jährigen und die Buben können schon ein bisschen unruhig sein!". Ich bin aber voll Zuversicht an die Sache herangegangen. Der Vorteil des Stegreif-Spiels ist natürlich die Flexibilität mit Unvorhergesehenen umzugehen und spontan auf Reaktionen des Publikums einzugehen. Diese Form des Spiels erlaubt auch einen ständigen direkten Kontakt zu den Gästen zu halten. Die Darstellung des Vaters in Hänsel&Gretel als Gelegenheitsarbeiter, der täglich beim Baumarkt darauf warten muss von vorbeikommenden Menschen für eine Hilfsarbeit engagiert zu werden, erweckt auch bei jungen Menschen Kenntnis und allenfalls Verständnis für die Situation dieser Familie. Das Besprechen eines allfälligen "Ablaufdatums" des Lebkuchenhauses bringt dieses in das Verständnis der heutigen Zeit. Als die Hexe sich dann nach den Lieblingsspeisen der Kinder (Zuschauer) erkundigt, bin ich voll im Dialog mit dem Publikum. Dabei erfahre ich, dass Nu..lla-Palatschinken, Schnitzel, Gulasch, Schokokuchen und Grießnockerlsuppe zu den Lieblingsspeisen der Kinder zählt!
Kurz: Es ist mir das Kunststück gelungen 3 Klassen 14-Jähriger abzuholen und zu mir in das Reich der Phantasie und des Spiels zu bringen. Der Applaus dieses jungen Publikums war für mich der größte Lohn und das schönste Geschenk. Vielleicht ist es mir auch gelungen, dass der eine oder andere ein Zipfelchen  dieser Phantasie mitnehmen konnte.
Der Tag, an dem mir dieses Kunststück gelungen ist, wird  für lange Zeit in meiner Erinnerung bleiben. Seit dem weiß ich, dass Papiertheater (Figurentheater) ein Verzauberungsmittel für alle Menschen ist und ein kleine wenig Poesie in unsere Welt bringen kann.

Donnerstag, 25. Mai 2017

Neue Regietalente


Papiertheaterworkshop brachte sensationelle Entdeckungen zu Tage
Text Ulrich Chmel, Wien,  Fotos: Mag.J.Starzinger, Wien


Es ist jedes Mal eine große Freude für mich, für eine Schulklasse den Workshop VON DER SCHUHSCHACHTEL ZUM PAPIERTHEATER vorzubereiten. Allein der  Gedanke jungen Menschen mit ganz einfachen Mitteln die Möglichkeit  geben zu können, ihre Phantasie zum Blühen zu bringen, spornt mich an, gut vorbereitet zum Termin zu kommen.


Figuren zu Hänsel&Gretel
Es fing ja alles mit meinem Besuch des Papiertheater-Festivals in  Preetz, im Jahre 2003 an. Dort lernte ich die Möglichkeit kennen, Kindern aus einer Schuhschachtel (Schuhkarton) ein kleines Theater bauen zu lassen und danach mit selbst gezeichneten Figuren und Kulissen ein freies Theaterstück aufzuführen.  Wieder in Wien, machte ich mich daran, solch einen Workshop ins Leben zu rufen und beriet mich mit erfahrenen Lehrern und Lehrerinnen.  Diese waren von dieser Idee sehr begeistert. Gerne nahm ich den Rat an, den Kindern einen vorgezeichneten Ausschneidebogen in die Hand zu geben. Es ist erstens die Frage, ob alle Kinder einer Klasse gut zeichnen können und zweitens hat man in einer Schulklasse mit einem Zeitbudget zu tun.

Aus diesem Grunde entwarf ich einen Ausschneidebogen mit den Figuren und Kulissen für das Märchen "Hänsel und Gretel". Dieser Ausschneidebogen war nun auch  Anfang Mai die Basis des Workshops, welchen ich mit den 26 Kindern der Klasse 1A des  Bundes -Gymnasium / Bundes Realgymnasium Keimgasse in Mödling, nahe bei Wien,  durchführen wollte.

HÄNSEL&GRETEL zur  Einleitung

Spiel mit der Bauchladenbühne
Zur Begrüßung spielte ich den Kindern das bekannte Märchen in meiner der Zeit angepassten Kurzfassung auf meiner Bauchladenbühne vor und führte sie auf diese Weise in das Thema und gab ihnen auch die Gelegenheit, Ideen für die eigene "Regiearbeit"  zu gewinnen.  Immerhin fanden es viele cool, dass ich die Bühne umgehängt hatte und die Musik mit einem "Lochstreifenkurbelwerk" produzierte.  Mit großer Freude wurde mitgesungen und alles genau beobachtet.

Bastelstunde

Rasch ging es danach an die Arbeit, galt es doch das Proszenium auszuschneiden und das "Theaterhaus " damit zu bekleben. Ebenso mussten die Figuren  und Kulissen ausgeschnitten werden. Die Materialien waren ja denkbar einfach und im modernen Sinne "nachhaltig". Alte Schuhkartons wurden von mir vor dem Workshop mit dem Messer präpariert, so dass keines der   Kinder mit dem Messer arbeiten musste (Verletzungsgefahr!). Als Figurenführer  dienten "Schaschlikspiesschen". Einige Geduld und etwas Geschicklichkeit waren dann die Investition der Kinder um endlich mit dem Spiel beginnen zu können.

6 Vorstellungen in etwa einer Stunde

Die Sensation des Tages waren dann die Vorstellungen, die sich die Kinder für den Abschluss des Workshops ausgedacht hatten. Sehr gut vorbereitet von Professor Mag. Jakob Starzinger, entwickelten dann eine Reihe von Mädchen und Buben  eigene Spielideen bzw. Weiterentwicklungen des bekannten Märchens HÄNDEL&GRETEL. Moderne Überlebensstrategien im finsteren, kalten Wald wurden entwickelt. Die Hexe - eine  alte Frau mit einem Pickel auf der Nase (!) - wurde angehalten Lieblingsgerichte, wie z.B. Nu...lapalatschinken  zu backen. Das Hexenhaus wurde mit einem Panzer angegriffen und  zerstört, oder die Geschwister besetzten das Hexenhaus (Lebkuchenhaus) und wohnten fortan dort.

Meine Rolle bei diesen "Vorstellungen" war die eines Inspizienten, der mit kleinen Hilfestellungen und heftigen Feuerzauber die fantasiereichen Kinder bei Ihrer  Regie- und Darstellungsarbeit unterstützte. 

Von diesem Geschehen ging das  Faszinosum des kreativen Formen und Schaffens aus. Diese besonderen Kinder konnten trotz Fernseh- Videospielsucht und  Mobiltelefonabhängigkeit für über drei Stunden ihre großartige Phantasie ins Spiel bringen. Es bedurfte dazu lediglich eines Schuhkartons, ein bisschen  Papier und Klebstoff.

Jedes Kind  kann ab jetzt zu Hause Theater spielen


 Nach drei Stunden nahm jedes  Kind "sein Papiertheater" mit nach Hause und einige haben mir verraten, zu Hause eigene Figuren, für eigene Geschichten zeichnen zu wollen.  Ich hoffe jedes Mal, dass der Samen der (Papiertheater-) Phantasie, den ich bei dem Workshop gelegt habe, bei dem einem oder anderen jungen Menschen aufgeht und vielleicht sogar weitergetragen wird.