Dienstag, 11. Oktober 2016

SO EIN THEATER! Dabei ist alles aus Papier

ein kleiner Blick in die Welt des Papiertheaters

Das Bezirksmuseum Wieden

Das Bezirksmuseum des 4. Wiener Bezirks "Wieden" , in der Klagbaumgasse 4, war bis in die 1980er Jahre ein öffentliches Brausebad. Das Haus wurde nach der Schließung des Bades komplett renoviert und beherbergt nun zwei Museen: das Bezirksmuseum Wieden und das "Rauchfangkehrer-Museum". Seit 2009 bin ich eingeladen, im Vortragssaal des Museums mit meinem Papiertheater öffentliche Vorstellungen zu spielen. Fast 60 Vorstellungen sind seitdem dort  "über die Bühne gegangen" und ich konnte vielen "Kleinen und Großen" das Papiertheater vorstellen und viel Freude damit bereiten. Das Museum ist verkehrstechnisch ideal  per Straßenbahn und Autobus erreichbar. Der kleine Vortragssaal kann mit maximal 30 - 40 Sesseln bestuhlt werden. Idealerweise lade ich aber immer nur etwa 25 Gäste pro Vorstellung ein.

Eine sehr kleine und bescheidene Papiertheaterausstellung

Der Leiter des Museums, Herr Prof. Felix Czeipek und seine Kustoden haben mich heuer im Juni eingeladen, eine Ausstellung zum Thema Papiertheater zu gestalten. Gerne bin ich diesem Wunsche nachgekommen und habe aus den eigenen Beständen eine wirklich sehr kleine Übersichtsausstellung zusammengestellt. Dabei ist daran gedacht, diese Ausstellung den Bürgern des 4. Wiener Bezirks zu zeigen und ihnen einen kleinen Blick in die Welt des Papiertheaters zu schenken. Die Ausstellung kann die Erwartungen von Papiertheatersammlern und -kennern in keiner Weise erfüllen. Dazu ist mein Wissen über die Vielfalt des Themas viel zu gering, die zur Verfügung stehende Vorbereitungszeit zu kurz und der Ausstellungsraum viel zu klein.

Der Raum, in welchem die Ausstellung gezeigt wird, war ehedem die Kassa des Bades und bietet etwa 9 Laufmeter Ausstellungsfläche.



Klare und einfache Gliederung

Ich  zeige eingangs Beispiele einer barocken Guckkasten-Bühne (in Form eines Nachdruckes einer Engelbrecht-Krippe) sowie einer "Trentsensky-Bühne" (ebenfalls aus Nachdrucken). Darüber hinaus zeige ich Kopien von Proszenien, Vorhängen, Bühnenbildern und Kulissen sowie Figuren von verschiedenen Verlagen. Danach  stelle ich meine Bühne vor: mit den Stücken, der Spielstätte "Bezirksmuseum" und einen Blick hinter die Bühne. Kleine Beispiele von Figurenführern, Textheften, Verwandlungsfiguren runden das Thema ab. Abschließend präsentiere ich mein absurdes Stück und meine Bachladenbühne. Zwischen den Schautafeln treten quasi Papiertheaterfiguren aus der Wand heraus. Dies ist zugleich Trennung zwischen den Themen und Dekoration. Die Figurenbespiele reichen von Trentsentkys Figuren für ein Conversationsstück bis zur Elisabeth aus TANNHÄUSER KURZ UND GUT (von U.Chmel gezeichnet).

 

Wissenschaftlicher Kern


Vor einigen Jahren ist eine Dame, die gerade nach Ihrer Pensionierung mit dem Studium der Theater- und Medienwissenschaft begonnen hatte, mit dem Vorschlag an mich herangetreten, Ihre Bachelor-Arbeit über das Thema DAS PAPIERTHEATER IM 19. JAHRHUNDERT - Spiel oder Theater?  zu schreiben. Soweit ich konnte, habe ich Frau Inge Mansky dabei unterstützt. Diese Arbeit kann nun im Zuge der Ausstellung eingesehen werden und bildet damit sozusagen den "wissenschaftlichen Kern". Darüber hinaus hat Frau Inge Mansky bac. auch eine Arbeit über eine Aufführung meiner Vorstellung DAS MÄDCHEN MIT DEN SCHWEFELHÖLZCHEN geschrieben. Auch diese Arbeit kann im Rahmen der Ausstellung gelesen werden.

Ausstellungsdauer

Die Ausstellung wird am Donnerstag, dem 13. Oktober 2016, um 18 Uhr eröffnet und bleibt bis März 2017 zu sehen.




Dienstag, 31. Mai 2016

HEUTE WAR ÖFFENTLICHE PREMIERE MIT DER BAUCHLADENBÜHNE

Bilder ohne Worte

Die Premiere mit meiner  Bauchladenbühne am 31.5.2016 in Wien

In Wien sagt man: "Es war eine Hetz *)"



AUF GEHT'S

DAS IST DER WOLF

UND SO KANN ER DIE BEIDEN VERSCHLUCKEN

ROTKÄPPCHEN LERNT DEN  WOLF IM WALDE KENNEN

GROSSMUTTER; WOZU HAST DU SO GROSSE OHREN?



Fotos: Valentina Mitterer

*) für : Es war besonders lustig, alle haben sich sehr gut unterhalten!

Montag, 30. Mai 2016

BAUCHLADENBÜHNE NUMMER ZWEI - Zweiter Teil

Ein Bühnchen zum Improvisieren gemacht


Von den ersten Versuchen mit der Bauchladenbühne hat es sich ergeben, dass dies herrlich zum Spiel "mitten im Publikum" geeignet ist. Dabei kann ich nach Herzenslust improvisierend z.B. ein bekanntes Märchen erzählen und dabei das Publikum miteinbeziehen. Hier kann alles verwendet werden: tagesaktuelle Dinge, die man mit dem Märchen verbinden kann, Stärken und Schwächen der Zuschauer in Verbindung mit der Geschichte und vor allem eigene Schwächen. Darüber lacht das Publikum am meisten.

Die Bühne hat 18 bespielbare Schienen, 4 Schuber für Kulissen bzw. Bühnenbilder. Ich habe bekanntlich zwei Hände, einen Mund, zwei Beine. Ergo ergibt sich messerscharf, dass nur wenige Figuren und Bühnenbilder für ein Stück zur Verfügung stehen können. Dies bedeutet zumeist aber auch eine drastische Kürzung der Handlung.

Aus der Erfahrung mit meinem ersten Bauchladenbühnchen kenne ich das Problem: Wohin mit abgespielten Kulissen und Figuren. Daher habe ich beim neuen Bühnchen an der Rückseite der Bühne (vor meinem Bauch!) ein kleines Fach geschaffen, in welches ich alles hineinstecken kann. Um das Umfallen "wartender Figuren" zu verhindern habe ich im oberen Bühnenrahmen Ausnehmungen mit Verriegelungen gemacht. Hier können die Figuren (Führungsstäbchen) geparkt werden.

Die elektrische Anlage

Es gibt drei Lichtschienen: eine vor dem Vorhang, eine in der ersten Gasse und eine für den Prospect.
Darüber hinaus gibt es eine "Explosionsmaschine", welche auf Knopfdruck funktioniert. Die ist von einem Freund "handgemacht", wird mit Pyrowatte gefüttert und kann seitlich an einem Stecker angesteckt werden. Der Auslöseknopf ist ebenfalls seitlich angebracht und leicht und unauffällig während des Spiels zu erreichen.

Das Kurbelspielwerk


Die Musik zu den Stücken  mache ich mit dem Lochkarten-Kurbelspielwerk. Damit ich das nicht separat halten muss, habe ich mir eine "Kupplung" mit der Bühne ausgedacht. Mal sehen was die Praxis dazu sagen wird.

Figurenführung von oben

Rundleisten, Grillspießchen aus Holz oder flache Bambusspieße  eignen sich hervorragend als Figurenführer. Da ich ja die Bühne geradewegs vor meinem Blick habe, eignet sich die Führung von oben bestens, da man ja so quasi beim Spielen zuschauen kann.

Die bisherigen "Stückchen"


ROTKÄPPCHEN, HÄNSEL UND GRETEL und DORNRÖSCHEN.. Ich habe mich bei der







Produktion der Figuren auf einen Minimalbestand zurückgenommen, damit das auch in der Geschwindigkeit handhabbar - im wahrsten Sinn des Wortes - bleibt.

Erster Praxistest


Vor einigen Tagen hatte ich Besuch einer Großmutter mit deren Enkelin. Ich habe ROTKÄPPCHEN vorgeführt und im Anschluss die 5-jährige Enkelin eingeladen, die Bühne anzusehen und das Stück "nachzuspielen". Das Nachspiel hat wirklich sehr gut funktioniert. Dabei habe ich bemerkt,, dass man dieses kleine Bühnchen ja auch auf den Tisch stellen kann, um sie als - mehr minder - Mignonbühne - zu verwenden. Auf was man alles d'rauf kommt!!





Der Transport

Damit die "heikle Fracht" beim Transport zu und von den Vorstellungen gut geschützt ist, habe ich eine Alu-Transportkiste gefunden, in welche alles gut hineinpasst. Gott sei Dank hat diese Kiste auch Rollen.

Sonntag, 1. Mai 2016

BAUCHLADENBÜHNE NUMMER ZWEI - Erster Teil

Bauchladenbühne Nummer Eins 2012 - 2015


Vor etwa vier Jahren habe ich aus einem Schuhkarton meine erste Bauchladenbühne gebaut. Ich habe damit bei kleinen Gruppen, als Start bei den Workshops und sogar im kleinen Rahmen beim 2. Internationalen Vilsbiburger Papiertheater-Festival gespielt. Jedesmal hatte ich durch die vollkommen freie Stegreif-Spielweise beim Publikum sehr guten Erfolg. Es gab nur ein "Stück", nämlich die Kurzfassung von HÄNSEL UND GRETEL. Ja sogar auf diesem blog wurde dieser Beitrag über 300 Mal angesehen! Der letzte große Erfolg mit diesem Bühnchen war derart, dass ich mir nun eine neues Bauchladenbühnchen bauen musste, da die alte einen neuen Besitzer  und dort auch einen "sehr guten Platz" gefunden hat.


Bauchladenbühne Nummer Zwei*) 2016


Man nehme also einen Schuhkarton (auf österr. Schuhschachtel) und beginne diesen mit Holzleisten zu verfestigen. Immerhin werden  mit diesem Bühnchen Liveauftritte absolviert, dabei kann mir schon einmal das Temperament durchgehen. Also muss die Sache etwas aushalten. Ich fand auch ein sehr schönes und passendes Proszenium, welches ich mit dem Fotokopierer auf die passende Größe brachte. Zu Beginn schnitt ich aus dem Boden der Schachtel die Bühnenöffnung aus und fasste diese schwarz ein.

Im zweiten Schritt wurde der Bühnenboden durch einen Rahmen verstärkt, in welchen in der Folge das Batterie-Lager des Bühnchens untergebracht werden sollte. Ich schnitt die Seitenöffnungen aus, durch welche man Figuren auch seitlich führen kann. Im Vergleich zur ersten Bauchladenbühne blieb die Bühnenöffnung etwa gleich groß. Die Tiefe der Bühne hat nun allerdings stark zugenommen, was das Spiel erleichtern soll. Eine wesentliche Rolle bei der Arbeit mit dem Holz-Kaltleim spielen die Zwingen. Diese Zwingen begleiten mein gesamtes Papiertheaterleben. Sie werden bei allen möglichen Gelegenheit sehr praktisch und effizient eingesetzt. Der Rahmen hinter dem Proszenium bietet Platz für die  Montage der elektrischen Anlage.

Seit Beginn meiner Arbeit mit dem Papiertheater setzte ich zur Figurenführung Schienen ein. Diese Schienen wurden bei der "großen Bühne" vom Tischler mit der Kreissäge in den Bühnenboden eingesägt. Bei den kleinen Bühnen klebe ich Holzleisten in regelmäßigen Abständen auf den Bühnenboden. Um gleichmäßige Abstände zu erhalten verwende ich Abstandhalter aus Karton in der entsprechenden Stärke.


Sobald all diese Vorarbeiten erledigt sind schneide ich noch in den oberen Teil des Bühnchens eine sehr große Öffnung. Durch diese Öffnung kann ich die Figuren führen und  habe auch beim Spiel einen sehr guten Überblick über das Geschehen.

Eine wesentliche Veränderung zum alten Bühnchen ist, dass ich bei dem neuen Bühnchen den Vorhang seitlich öffnen kann und muss mich daher nicht mehr um den Verbleib des Vorhanges kümmern, sondern kann nach Schluss der Vorstellung sogar sehr elegant den Vorhang wieder schließen. Ich habe mir dazu einen Vorhang selbst gezeichnet, bei welchem das Öffnen und Schließen zur Seite auch stimmig ist.



Das Proszenium habe ich die Nischenfiguren geraubt und grafisch einfache Seitennischen produziert, um das Auge des Besuchers nicht zu sehr vom Geschehen abzulenken. Das Proszenium kann ganz einfach mit zwei Schrauben befestigt werden. Auf diese Weise kann ich in Zukunft immer wieder sehr einfach ein anderes Proszenium verwenden.
Beim nächsten Blogeintrag werde ich mich den Stücken für dieses Bühnchen und mit der Spielweise beschäftigen.

Mittwoch, 30. März 2016

WO ICH MIT MEINEM PAPIERTHEATER SCHON ÜBERALL GESPIELT HABE

Spielorte von 2002 bis 2015 in alphabetischer Reihenfolge

Ahlsdorf - Brandenburg,
Altlengbach Niederösterreich,
Aspern Wien XXII,
Bad Gastein  - Salzburg ,
Bad Liebenwerda - Brandenburg,
Baden bei Wien, Niederösterreich
Brunn am Gebirge Niederösterreich,
Doberlug-Kirchheinm  Brandenburg,
 
Dürnleis, Weinviertel
Ebergassing, Niederösterreich 
Eibiswald,  Steiermark

Favoriten, Wien X
Floridsdorf Wien XXI,
 
Frohsdorf - Lanzenkirchen Niederösterreich ,
Gmünd in Kärnten,
Graz, Steiermark 
Grinzing Wien XIX,
Grochwitz Brandenburg,

Hernals Wien XVII,
Hietzing Wien XIII,
Hinterbrühl, Niederösterreich
Hütteldorf Wien XIV,
Innere Stadt Wien I,
 
Josefstadt Wien VIII,

Klagenfurt, Kärnten
Klosterneuburg-Weidling, Niederösterreich 
Korneuburg, Niederösterreich 
Kottingbrunn, Niederösterreich 

Landtrasse Wien III,

Leopoldstadt, Wien II

Leopoldsdorf im Marchfelde,  Niederösterreich 

Liebnitzmühle, Niederösterreich

Lilienfeld, Niederösterreich

Linz, Oberösterreich

Marchtrenk,  Oberösterreich
Maria Lanzendorf,  Niederösterreich 
Maria Taferl,  Niederösterreich 
Massen Brandenburg,
Mistelbach, Niederösterreich 
Mödling, Niederösterreich 
Montegral-Lucca, Toscana

München,

Neulengbach, Niederösterreich 

Neustift am Walde, Wien XVIII

Niederwaldkirchen, Oberösterreich

Nussdorf-Wien XVIII

Oberlaa Wien X,
Orselina-Tessin 
Ottakring Wien XVI,
Salzburg,
Saxdorf Brandenburg,
Schwarzlackenau Wien XXI
Simmering Wien XI,

St.Pölten, Niederösterreich 
St.Veit im Mühlkreis, Oberösterreich
Stockerau, Niederösterreich 
Techendorf, Kärnten
Traiskirchen, Niederösterreich 
Tulbinger Kogel, Niederösterreich 

Vilsbiburg, Niederbayern

Vösendorf, Niederösterreich

Weitersfeld, Niederösterreich

Wels,  Oberösterreich

Wieden Wien IV,
 
Wiener Neudorf, Niederösterreich

Würnitz, Weinviertel
 
Zell am Moos,  Oberösterreich

Mittwoch, 27. Januar 2016

ROTKÄPPCHEN

Die Wiener Erstaufführung

Nach der glanzvollen Premiere in Mödlinger MÖP Figurentheater moep@aon.at wird nun ROTKÄPPCHEN am Freitag, 19.2.2016, um 16 Uhr im Wiedner Bezirksmuseum , 1040 Wien, Klagbaumgasse 4, erstmals in Wien aufgeführt.
 
 
Daneben gibt es ein Wiedersehen mit dem Klassiker DER GESTIEFELTE KATER und dem interessanten und wunderschönen Märchen aus der Grimmschen Sammlung DIE SCHAURIG SCHÖNE GESCHICHTE VOM GEVATTER TOD:

Donnerstag, 31. Dezember 2015

DAS MÄDCHEN MIT DEN SCHWEFELHÖLZCHEN

Die Entwicklung einer Vorstellung

von 2003 bis heute


Ich denke, ich habe die Papiertheatervorlagen für DAS MÄDCHEN MIT DEN SCHWEFELHÖLZCHEN im Jahre 2002 in Preetz erworben und mich sehr rasch daran gemacht, dieses Märchen von Hans Christian Andersen zu für meine Bühne zu inszenieren. Ich habe dieses Märchenspiel  seit damals nunmehr schon an die 60 Male vor insgesamt ca,.1400 Gästen aufgeführt. Doch besteht zwischen der Ersten Aufführung dieses Stückes und der heutigen Version ein wirklicher sehr großer Unterschied, im Bühnenbild, Inszenierung und Text. Ich hier gerne versuchen, eine kleine Entwicklungsgeschichte dieses Märchens darzustellen
Mehr als das Bühnenbild, die Seitenkulissen und einige Figuren hatte ich in Preetz nicht bekommen. So musste ich also daran gehen, mit diesen Bestandteilen und dem Text aus dem Märchenbuch ein Stück "zusammen zu bauen".

Der Text

Gott sei Dank gab es zu den Figurenbögen kein Textheft. So war ich frei in der Gestaltung des Textes. Da ich im Grunde genommen noch überhaupt keine Aufführungspraxis hatte, Legte ich mir einen Text zurecht, welchen ich als Erzähler, passend zu den einzelnen Szenen, live zu sprechen gedachte. Immerhin gab es bei den Figurenbögen "Darsteller", welche im Märchen überhaupt nicht vorkommen. So bekam als jede Figur eine oder mehrere Textstellen.

Dramaturgische Höhepunkte des Stückes

Es gibt in dieser Erzählung vor allem zwei besonders wichtige Stellen. Zunächst sind es die Träume des Mädchens, die Kutsche und schlussendlich der dramatische Tod des Kindes.
Die Inszenierung beider Stellen erwiesen sich als besonders problematisch.

Die Träume

In der Originalvorlage wäre vorgesehen gewesen, die Träume in der Hauswand der Seitenkulisse erscheinen zu lassen. Obwohl ich mich zu Beginn der Arbeiten genau an die Vorgaben gehalten habe, musste ich aber sofort feststellen, dass diese - notabene sehr kleinen - Träume in der Seitenkulisse zumindest von der Hälfte der Zuseher nicht wahrgenommen werden können. So entschloss ich mich, die Traumszenen in Wolken aus Transparentpapier zu transponieren und auf Stichwort jeweils die entsprechende "Traumwolke" in die Mitte der Bühne - jetzt für alle sichtbar - zu führen.
Das Erscheinen der Träume wird in der Erzählung jeweils durch das Entzünden eines der Schwefelhölzchen evoziert. Dies konnte ich anfänglich nicht darstellen, so dass die Zuschauer dabei auf ihre Phantasie angewiesen waren.

Bereits nach den ersten Vorstellungen erschien es mir sehr wichtig, die Kälte der Situation durch Schnee auf der Bühne zu unterstreichen. Leichter gesagt als getan. Doch bald hatte ich die Idee, aus Seidenpapier "Schneeflocken" herzustellen und diese per Nudelsieb in einen Schneefall zu verwandeln. Dies gelang nicht nur sehr gut, sondern wurde vom Publikum auch besonders honoriert. Der Schneefall ist seit dem ein unverzichtbarere Bestandteil der Inszenierung dieses Märchens von Hans Christian Andersen. Um der Bühne ein winterliches Kleid zu geben, bestücke ich die spielfreien Schienen mit weißen Styroporstreifen.

Obwohl nun die Träume bühnenzentriert in Erscheinung traten, sind aber noch immer Wünsche bezüglich der Deutlichkeit unerfüllt geblieben. Die Erfüllung dieser Wünsche hat dann an die 12 Jahre gedauert. Erst 2015 hatte ich die "zündende Idee" auf welche Weise ich den Traum von hinten beleuchten kann. Ich musste dazu das Bühnenbild neu gestalten und eine verschiebbare Klappe einbauen, welche dann geöffnet werden kann, sobald der Traum davor platziert ist. Dann aber kann der Traum von hinten beleuchtet werden und erscheint sehr deutlich und sehr eindringlich. Aber wie gesagt, zwischen dem Wunsch und der Verwirklichung lagen ca. 12 Jahre.

Die Kutsche

Gleich zu Beginn der Aufführungen stellte sich ein wesentlicher Mangel bei  den Papiertheatervorlagen heraus. Im Märchen von Hans Christian Andersen spielt eine Kutsche ein wesentliche Rolle. Ohne Kutsche eigentlich kein  Märchen. Also machte ich mich daran, eine Kutsche zu zeichnen,
welche dann "durch das Schneegestöber fährt" und den Verlust eines Pantoffels des armen Mädchens verursacht. Lange Zeit habe ich das Geräusch der Kutschenpferde mit Zungenschnalzen und Schellenglöckchen verdeutlicht. Die Schellenglöckchen sind geblieben. Für das Pferdegetrappel habe ich jetzt ein kleines handliches Perkussionsgerät, welches ich auf einem Kunstmarkt in Kärnten gefunden habe. Der Vorteil: ich kann es mit einer Hand bedienen!

Der Beginn der Geschichte

Nach vielen, vielen Aufführungen dieses romantischen und sozialkritischen Märchens hatte ich das Gefühl. die Handlung sei für eine "richtige" Vorstellung zu kurz. So überlegte ich, die Geschichte im armen Elternhaus des Mädchens beginnen zu lassen, um dem Zuschauer zu erklären, in welcher Armut diese Familie lebt. Aus dem vorhandenen Figurenmaterialverwandelte ich zwei Figuren in Mutter und Vater. Als "arme Stube" nahm ich die "Müllerstube" aus dem Gestiefelten Kater. In dieser Szenerie ist nun zuerst die verzweifelte
Mutter in dem Moment zu sehen, in welchem sie feststellt, dass überhaupt nichts mehr zu essen und zu trinken, bzw,. zum Einheizen zu Hause ist. Als der heimkehrende Vater erzählt, an diesem Tag keine Arbeit bekommen zu haben und er mit leeren Händen nach Hause kommt, entwickelt er die Idee, das Kind zum Verkauf der Schwefelhölzchen auf die Straße zu schicken

Die Schlussszene

Der furchtbare tragische und traurige Schluss dieses Märchens ist, dass das arme Mädchen am Morgen des nächsten Tages von Passanten erfroren gefunden wird. Gott sei Dank hat meine liebe rau befunden, dass das - vor allem, da das Stück ja vor Kindern gespielt wird - gar nicht geht. Tatsächlich ist dieser Schluss auch dramatisch nicht sehr toll. So machte ich mich daran - angestachelt vom Wunsch meiner Frau - ein anderes Ende - aber doch gleichen Inhaltes zu erfinden.
Da das Mädchen so gerne an seine verstorbene Großmutter denkt, machte ich mir dies zu Nutze und fügte als quasi viertes Traumbild ein bühnenfüllendes Bild ein, welches die Großmutter in einer Küche zeigt. Dieses Bild "spielt" schon im Himmel und das erfrorene kleine Mädchen kommt also in den Himmel zu seiner Großmutter. Wenn diese sagt: So komm doch zu m mir in den Himmel, da musst Du nie mehr hungern und frieren!" wissen alle Zuschauer Bescheid und es ist zugleich ein sehr romantischer Schlusspunkt. Es gibt mittlerweile schon eine zweite Version dieses Bildes, welches die "himmlische Situation" besser verdeutlicht.

Die Sprache

Wie ich zu Beginn festgehalten habe, erzählte ich anfänglich den Text zu den "bewegten" Bildern. Eines Tages meinte ein befreundeter Puppenspieler, ich solle doch versuchen, den "Erzähltext" in Dialoge zu verwandeln, damit die ganze Geschichte mehr Leben erhält. Ich habe das dann versucht und festgestellt, wie leicht mir dies fällt und wie groß der Erfolg beim Publikum damit ist.
Jede Figur bekam "ihre Stimme" und "ihre Stichworte". Ich lernte mit den Figuren mitzuatmen und mich für den Moment des Auftritts
der einzelnen Figur ganz in diese hineinzufühlen. Dies war der Anfang meiner Stegreiffassungen bei den Märchenstücken, die ich bis heute beibehalten habe und meinem Freund für seinen Rat ganz besonders dankbar bin. Es gibt zu der "Stegreiffassung" eine kleine Anekdote. Als ich das Stück im Herbst 2015 bei den Internationalen Puppentheatertagen in Mistelbach  aufführte, wurde ich vom sehr interessierten Saalwart nach der zweiten Vorstellung darauf angesprochen, ich hätte bei der zweiten Vorstellung einen anderen Text gesprochen! Ich habe ihn darauf hin eingeladen, auch die dritte und die vierte Vorstellung anzusehen, damit er alle weiteren "Stegreif-Versionen" erleben könne, was er auch dankbar gemacht hat.

Die Figurenführung

Wenngleich die meisten Figuren sich lediglich von links nach rechts oder umgekehrt bewegen können, gibt es zwei "Spielmacher-Figuren", die dank der drehbaren Figurenführer von Aage Rosholm nicht nur die Richtung ändern, sondern sich auch frei über die Bühne bewegen können. Dadurch kann ich zum Beispiel mit dem armen Mädchen die anderen Protagonisten "bettelnd" anspielen. Auch der Polizist bewegt sich freier über die Szene als die anderen Figuren. Dies alles trägt zur Verlebendigung des Geschehens wesentlich bei.

Die Musik

Die musikalische Umrahmung dieses Stückes ist seit Anbeginn an eine sehr romantische Klaviermusik, welche ich zu den passenden Gelegenheiten vom Abspielgerät abrufe.

Schneemaschine

Ein wichtiges Element ist bei diesem Stück der Schneefall. Dank des Hinweises eines befreundeten Münchner Puppenspielers konnte ich sehr bald eine "Schneenmaschine" anfertigen, die seitdem zum Einsatz kommt und beim
Backstage Jung und Alt begeistert. Anfänglich war der Antrieb eine Handkurbel, mittlerweile gibt es bereits einen kleinen Elektromotor. Der "Schnee" wird mit der "Kräuterschere" aus Seidenpapierlagen geschnitten.


Dieses Stück hat sich über die Jahre verändert. Ich habe Figuren dazu erfunden und die Kulissenverändert. Wie schon erwähnt habe ich das Bühnenbild mit einer "unsichtbaren" Klappe versehen, welche eine Öffnung für das Hinterlicht zu Beleuchtung der Träume freigibt, versehen. Aber auch ich bin mit diesem Stück gewachsen und habe mich "freigespielt" von anscheinend bestehenden Vorgaben, was Papiertheater ist und wie es gespielt werden soll. Wie sagt Nestroy schon "Es ist alles Chimäre, es ist alles net wahr!". Die Freiheit in der Darstellung erfüllt erst die Bühne mit Leben und sei die Bühne auch noch so klein.


Gerne lade ich alle Interessierten ein, mich bezüglich dieses Stückes zu kontaktieren. Ich werde sehr gerne Auskünfte geben, soweit ich das kann.