Samstag, 28. März 2015

Imagination

Ein Stück für das Papiertheater von Ulrich Chmel, mit der Musik von Karlheinz Essl

Ein Vorbericht


Spricht man vom Papiertheater,  denken „Eingeweihte“ sofort an die Darstellungsform des 19. Jahrhunderts. Egal welche
traditionelles Papiertheater
Foto: A.Hager, Wien
„Papiertheaterverlage“, die allermeisten haben bereits im 19. Jahrhundert ihre Papiertheatermaterialien produziert und vertrieben, nota bene war natürlich alles so gezeichnet, wie die Zeichner die Dekorationen und Figuren in den Theatern damals gesehen und erlebt hatten. Naturgemäß waren auch die Themen, Themen die damals en vouge waren. Wie letzthin ein Papiertheaterfreund auch sehr richtig bemerkte: Die Themen und ihre Darstellungsformen waren massentauglich, d.h. sie waren auch kommerziell erfolgreich zu verwerten.

Diese Darstellungsform wird naturgemäß von den Papiertheaterspielern des 20. Jahrhunderts und des 21. Jahrhunderts übernommen, da diese Materialien als Nachdrucke vorhanden sind und es kaum bis gar keine Vorlagen aus neuerer Zeit vorliegen.  Der Grund dafür ist einfach: Papiertheater ist im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts aus der Mode gekommen.  Papiertheater war nicht mehr „massentauglich“.

Papiertheater und eigenständige Ideen

Wenige Papiertheater Begeisterte gab und gibt es, die Stücke selbst entwerfen und zeichnen und damit die Möglichkeiten für das Papiertheater bis in die Formen der Gegenwartskunst hinaus ausweiten. Meine Kenntnis der europäischen Papiertheaterszene ist sehr gering, aber ich kenne doch immerhin schon Gabriele Brunsch, Harry Oudekerk,  Per Brink Abrahamsen, Gerhard Weiß, Betsy pappcartoon, Haases Papiertheater, Grims Papierteater, Lena Lang (Kusthochschule Kassel) und das KÖLNER KÄSTCHENTREFFEN , die alle eine sehr eigenständige Form des Papier- bzw. Objekttheaters im Papiertheaterformat entwickelt haben und diese öffentlich vorführen.

Auch ist es so, daß Papiertheaterspieler, welche sich mit den traditionellen Formen beschäftigen, sich schon modernster Bühnentechnik, was z.B. das Licht, Musik und Aufzüge betrifft, bedienen. Kaum gibt es noch Papiertheaterspieler, welche bei Kerzenlicht spielen und über eine Klavierbegleitung verfügen. Die Verwendung der modernen Technik ist auch bei den traditionellen Papiertheaterspielern selbstverständlich geworden.

Einfluss vom Objekttheater


Ich hatte vor einigen Jahren das Glück Vorstellungen der Objektkünstlern des KÖLNER KÄSTCHENTREFFENS erleben zu dürfen. Dabei habe ich den Anstoß dafür erhalten, selbst über die Produktion eines solchen Stückes nachzudenken. Losgelöst von allen Vorbildern wollte ich eine vollkommen eigenständige Geschichte entwickeln. Idealer Weise sollte es eine solche ohne gesprochenes Wort sein, um sie allen Menschen ohne Sprachgrenze vorführen zu können. Insgesamt ist dem Figurentheater das Spiel mit Objekten nicht fremd. Es gibt eine Reihe von großartigen Vertretern dieser Richtung.

Im März 2014 wurde ich von einer Puppenspielerin bestärkt, dieser Idee nachzugehen. Eines schönen Morgens hatte ich  beim Frühstück den zündenden Funken: Bilder berühmter Künstler des 20. und 21. Jahrhunderts zu collagieren und zu decollagieren. Es sollte für mich ein erster Schritt auf diesem neuen Terrain sein.

Gespräche mit dem befreundeten zeitgenössischen Maler Helmut  Magreiter und der Kuratorin des Kunststauhauses von Daniel Spörri, Frau Barbara Räderscheidt über das von mir erarbeitete Konzept, wiesen dann für mich in die richtige Richtung, um mit den wirklichen Arbeiten zu beginnen.

Ziemlich zeitgleich entdeckte ich, bei der letzten Renovierung des Bühnenlichtes, durch Zufall die Möglichkeit UV-Licht  sehr einfach zu montieren. Diese Entdeckung war ein weiterer wichtiger Schritt für die Entwicklung meines neuen Stückes. Plötzlich konnte ich auch daran  denken, Mittel des Schwarzen Theaters einzusetzen. Es folgte nun sehr aufregende 12 Monate, in welchen ich fast täglich damit beschäftigt war, an diesem Projekt zu arbeiten.

 imagination entsteht


einige Bestandteile des Geschehens
Am Beispiel des Werkes von René Magritte DER MAN MIT DEM HUT möchte ich meine Ideen aufzeigen, was ich mit den Bildern machen wollte und wie ich die technische Umsetzung anging. Die Idee René Magrittes war, den Betrachter darauf aufmerksam zu machen, daß alles anders gesehen werden kann, als wir es gewohnt sind zu sehen. So zeigt das Bild DER MANN MIT DEM HUT eine männliche Figur im grauen Anzug, weißem Hemd und roter Krawatte. Dieser Mann trägt auf dem Kopf einen Bowler (in Wien sagt man dazu Melone). Die Figur steht vor einem altrosa Hintergrund. Aber, ganz im gewohnten Stil ist diese Abbildung nicht, denn Rumpf, Gesicht und Hut sind separiert und nicht als ein Wesen dargestellt.

Eine Geschichte entsteht

Dieses Bild war für meinen Anfang wie geschaffen, denn ich konnte es herrlich einfach  manipulieren. Noch dazu ist es ein sehr grafisches Bild, welches man sehr leicht „zerlegen“ kann. Die Grundidee war Kopf, Hut und Rumpf auf die Bühne „schweben“ zu lassen und erst dort zum gewohnten Bild zusammenzusetzen. Aus dieser Grundidee ist folgende „Geschichte“ geworden:

Aus dem Nichts kommend, gleiten zwei  Bestandteile aus dem bekannten Werk von Magritte vor unseren Augen vorüber. Eine weiße Taube führt eine rotierende eine schwarze Figur über die Bühne, während auf der anderen Seite ein Bowler erkennbar wird, welcher in der Mitte den „Mann mit dem Hut“ als Kontur vor einer Magritte Landschaft mit dem Mond, zeigt.
Der Mann mit dem Hut als Umrißfigur


Als beide Teile  nicht mehr sichtbar sind, wird langsam der Umriß eines Bowlers mit altrosa Hintergrund sichtbar. In diese Ausnehmung schweben unerwartet zunächst der Kopf, dann der Hut und zum Schluß der Körper aus dem bekannten Bild. Diese „Bestandteile“ verharren zunächst dezentral um erst nach einer kurzen Zeit die tatsächliche Figur zu bilden. Nun erst kann der Betrachter an das berühmte Werk von René Magritte denken. Doch bald schon wird dieser Eindruck, diese Imagination wieder dekonstruiert. Die Teile verschwinden wieder, ebenso der altrosa Bowler. Schon glaubt der Betrachter, das Ende dieses Traumbildes erlebt zu haben. Doch es kommt anders. Nach dem Verschwinden des Bowlers erkennt der Betrachter die Figur des „Mannes mit dem Hut“ vor dem Bühnenhintergrund. Doch auch diese Figur ist Imagination, den allmählich wird sie vom schwarz der Bühne verschluckt und ist nicht mehr sichtbar. Als Zeichen, daß wir es hier mit einem Werk nach Magritte zu tun gehabt haben, fliegt die leuchtend weiße Taube von links nach rechts an uns vorüber.




Dies bedeutet die Herstellung folgenden Bühnenbedarfes:
 


·         Ein absenkbares Bühnenbilde, in welcher die Schiebemechanik für den Zuschauer unsichtbar bleibt

·         Die drei Einzelteile der Figur: Hut, Kopf und Rumpf

·         Eine rollende Figur mit einer weißen Taube

·         Ein Bowler mit blauen „Magritte-Nachthimmel“

·         Ein drehbare Figur „Der Mann mit dem Hut“

·         Ein weiße Taube


Die größte Herausforderung dabei war für mich die Schiebemechanik, um Hut, Kopf und Rumpf auf die Bühne zu bringen, bzw. wieder entschweben zu lassen. Diese erfordert  Gelenke  in der Dimension von 2 – 3 mm.

Zunächst zeichnete ich die Figur vom Originalbild ab, um sie dann für meine Zwecke zu adaptieren. Danach colorierte ich die Figur und den Hintergrund etwa in der Art, wie es Magritte gemacht hatte.

Die Schiebemechanik
Auf diese Weise erarbeite ich 7 Episoden für dieses Stück, unter Bearbeitung von Werken von Daniel Spörri, Helmut Magreiter, René Magritte,  Niki de St.Phalle, Piet Mondrian und A. Katz. Dazu kam noch eine Eröffnungs- und  ein Schlußbild, sowie eine „verbindende Figur nach dem Vorbild von Oskars Schlemmers Triadischen Ballett.

Die Musik als wesentlicher Motor dieses Stückes

Gerne nenne ich imagination ein absurdes, oder auch surreales Stück. Es werden Abkäufe dargestellt, die bloß in der Phantasie möglich sind. Diese Abläufe gestatten es dem Zuschauer aber auch seiner Phantasie vollkommen freien Lauf zu lassen.

Schon zu Beginn der Produktion fand ich den Kontakt zum zeitgenössischen Komponisten Karlheinz Essl, der an der Wiener Musikuniversität experimentelle und elektronische Musikkomposition lehrt. Essl war von meinem Konzept begeistert und nahm einen Kompositionsauftrag für dieses Stück von mir an. Essl bat sich Videos von den fertigen Episoden aus, um in Echtzeit die Musikstücke dafür zu komponieren.

Essls „Tonwerk“ zu diesen surrealen bewegten Bildern wirkt wie ein Zauber, der die Aufmerksamkeit des Zuschauers voll in den Bann zieht. Jeder von uns beiden hat für sich  nach seiner Phantasie gearbeitet und doch hat die Zusammenfügung beider Komponenten ein ganzes ergeben, wie es besser hätte nicht werden können.  Diese elektronische Musik ist zum Motor dieser Handlungen geworden. Es ist die Klammer zwischen der biedermeierlichen  „Technik aus Karton, Sperrholz, Papier und Farbe“ und der auf dem Computer komponierten und generierten Musik. Vielleicht steckt darin der Reiz. Es ist ein Experiment.

Hier gibt es enen ersten Trailer auf der website von Karlheinz Essl zu sehen: http://www.essl.at/works/imagination.html

Schwarzes Theater

Alle Macht den Nanas
Wer kennt nicht das „Schwarze Theater“ aus Prag. Das ist eine Quelle der Phantasie schlechthin. Auf einer vollkommen schwarz ausgekleideten Bühne führen schwarz gekleidete Puppenspieler Objekt und Figuren in Leuchtfarben. Alles wird mit UV-Licht „beleuchtet“,  so daß für den Zuschauer ein andauernd schwebender Eindruck entsteht. Nicht ganz so vollkommen habe ich imagniation eingerichtet. Die Bühne ist vollkommen schwarz ausgekleidet und die meisten Figuren und Objekte sind aus Leuchtkarton, bzw. sind mit Leuchtfarben ausgestattet. Dadurch werden manche Abläufe erst wirklich interessant und surreal.

imagination wird im Kunststauraum von Daniel Spörri uraufgeführt

 Ich kann heute noch nicht voraussehen, wie dieses Stück vom Publikum rezipiert werden wird. Allerdings ist das Interesse daran heute bereits sehr groß und sehr viele Freunde und Bekannte und auch Stammgäste warten schon sehr auf die ersten Aufführungen. Wie immer bei meinen Stücken, habe ich eine Aufführungsdauer von ca. 40 Minuten gewählt. Jede „Episode“ dauert ca. 5 Minuten und ist daher auch geeignet ohne Anstrengung aufgenommen zu werden.

Traditionelles Papiertheater wird weiterhin gepflegt
 
Das wird Rotkäppchen
Dieser Abstecher in die Moderne ist in keiner Weise eine Abkehr von der von mir gepflegten Form des Papiertheaters. Beide Formen sollen gleichberechtigt nebeneinander bestehen und ihr Zielpublikum ansprechen. Nicht umsonst habe ich in den 13 Jahren meines „Papiertheaterlebens“ schon an die 490 Vorstellungen im In- und Ausland gespielt und sehr vielen Zusehern, Kinder und Erwachsene,  große Freude bereitet. Eine ganze Reihe von Stammgästen  besuchen immer wieder meine Vorstellugen und warten schon auf die neuen Stücke. imagination wird den Kreis meines Publikums erweitern.

Donnerstag, 5. Februar 2015

Brüderlein komm tanz mit mir

Große Begeisterung beim Papiertheaterworkshop

Natürlich kann man mit Recht einwenden, es seien keine originalen Papiertheatervorlagen, die ich beim workshop VON DER SCHUHSCHACHTEL ZUM PAPIERTHEATER verwende. Meine Idee ist aber, fürs erste aus allereinfachstem Materialien zu einem ersten brauchbaren Theaterchen zu gelangen. Dabei sollten auch die Linien, an denen mit der Schere geschnitten wird, möglichst klar und einfach sein. Ganz junge und ganz alte Menschen tun sich beim Umgang mit der Schere nicht so leicht.

In der Folge, so hoffe ich, bleibt einer der Teilnehmer am workshop an der Idee PAPIERTHEATER hängen und fängt von sich aus an, sich dafür zu interessieren. In meinen Unterlagen habe ich alle erforderlichen Webanschriften dafür notiert.

Eigene Geschichte und Choreographie von Kindern entwickelt

Beim letzten workshop in einer Schule in Oberösterreich hatte ich das Vergnügen eine Klasse mit 20 Kindern am Vormittag und eine Klasse mit 20 Kindern am Nachmittag durch den workshop zu führen. Eine der Gruppen war so großartig auf das Märchen HÄNSEL UND GRETEL vorbereitet, daß nicht nur bei der Vorführung durch die Kinder die Lieder HÄNSEL UND GRETEL, EIN MÄNNLEIN STEHT IM WALDE gesungen wurden, sondern auch eine ganz zeitgemäße Fassung des Märchens vorgetragen wurde.
Vor Beginn des workshops haben mir die Kinder auch noch Quizfragen gestellt, die Märchentitel betrafen. Einige Male mußte ich dabei einen JOKER zu Hilfe nehmen. Dies war ein herrlicher Eistieg in das Thema und hat uns alle so richitg in Schwung gebracht.
Der Bau der Bühne und der Figuren ist in diesem blog schon mehrfach geschildert worden und muß hier nicht wiederholt werden.

Lied und Tanz gemeinsam vorgetragen

Worauf ich abschließend jedoch unbedingt eingehen möchte ist die "Schlußnummer" welche die Kinder als Überraschung für mich bereit hielten. Als Symbol dafür, daß HÄNSEL UND GRETEL nun ihre Not überwunden hatten und wieder zu den Eltern nach Hause fanden, tanzen und singen sie: BRÜDERLEIN KOMM TANZ MIT MIR, EINMLA HIN UND EINMAL HER, RUNDHERUM, DAS IST NICHT SCHWER.
https://www.youtube.com/watch?v=jSZ-PuqVIPo&feature=em-upload_owner
Die Kinder sangen dieses Lied - wie in der Oper von Humperdink - und tanzten sogar dazu. Alle Gesangseinlagen wurden von einer Mutter eines der Schulkinder auf der Gitarre begleitet. Zur Überraschung aller spielte ich dazu, als Begleitung der Gitarre, mit der Maultrommel.
Meine liebe Frau, die mich dabei großartig unterstütze, und ich sind an diesem Tag um 5:30 Uhr aufgestanden und nach getaner Arbeit um etwa 16 Uhr nach Hause gekommen. Es war für uns wohl etwas anstrengend. Aber der Feuereifer und die Begeisterung der Kinder hat uns dafür vielfach entlohnt.

Nachhaltige Verwertung des workshops

Die Lehrer der beiden Schülergruppen werden mit diesen Schulkindern und den workshop-Bühnen, in Kindergärten und Altersheime gehen und dort mit ihren Möglichkeiten das Märchen von HÄNSEL UND GRETEL vorspielen.

Dienstag, 30. Dezember 2014

Tschechisches Tischtheater nun auch in Österreich

Ein Pimperltheater findet seinen Weg von Böhmisch Krumau nach Niederösterreich


Schon vor einigen Jahren bin ich mit dem PIMPERLTHEATER in Kontakt gekommen und war sofort  von der Kombination zwischen Papiertheater und Marionetten fasziniert. Olaf Bernstengel aus Dresden versteht es, diese besondere Form des Figurentheaters zu pflegen. Ich hatte das Vergnügen eine FAUST-Fassung mit dieser Bühne zu erleben. Darauf hin kaufte ich mir ein Büchlein zu diesem Thema:

Darin finden sich eine Unzahl von wunderbaren Dekorationen - wie im Papiertheater und viele zauberhafte Fotografien von den dazupassenden Kleinstmarionetten.

Vor einiger Zeit fand ich ein altes Pimpeltheater in einer Sammlung in Oberösterreich. Ich bedauere zutiefst, daß ich auf meiner Bühne diese Kleinstmarionetten nicht einsetzen kann, da dies die Konstruktion meiner Bühne nicht zuläßt. Aber wer weiß vielleicht bau ich mir einmal ein PIMPELRTHEATER.


Durch Zufall kam ich in Kontakt mit Dr.Jaroslav Blecha vom Mährisches Landesmuseum in  Brünn, welcher sich in einem Artikel mit der Geschichte dieses "Tischtheaters" beschäftigt.  Es fügt sich also ein Stein zum anderen.

Von Böhmisch Krumau nach Niederösterreich

Wenn eine Geschichte einen roten Faden bekommt, dann "geht das immer weiter"! Eine liebe Bekannte erzählte mir jünst, sie hätte in Böhmisch Krumau einen gesamten Satz historischer Kleinstmarionetten erworben und fand auch ein entsprechendes Bühnchen dazu. Da sie seit langer Zeit "einen Hang zum Figurentheater" hat, war also der Stein der Weisen gefunden. Das Bühnchen wurde restauriert und die Figuren spielfähig gemacht, eine zauberhafte Geschichte wurde geschrieben und schon gab es die erste Aufführung eine "tschechischen Tischtheaters"  seit vielen Jahrzehten (wahrscheinlich!) in Niederösterreich.




Naturgemäß erfordert das Tischtheater ein komplett andere Spielweise als das "klassische" Papiertheater. Aber immerhin kann man alle Dekorationen des Papiertheaters verwenden und hat obendrein mehr "Spielmöglichkeiten" mit diesen entzückenden kleinen Marionetten.
Ich wünsche dem PIMPERTHEATER in Niederösterreich viel Erfolg und werde sicherlich an dieser Stelle wieder einmal darüber berichten.

Montag, 29. Dezember 2014

Eine Herbergsuche im Papiertheater erobert Menschen einer anderen Welt

Ich hatte die Ehre, kurz vor dem Weihnachtsfest im privaten Kreis einer Familie spielen zu dürfen. die Herbergssuche JESSASMARIAUNDJOSEF sowie die Legende aus den Abruzzen DIE MADONNA VOM SCHNEE standen auf dem Programm. Bis auf die Gastgeber, wußte niemand, was denn Papiertheater sei. Es war sehr stimmungsvoll ind sehr gemütlich und ich wurde überaus herzlich aufgenommen.
Nach der Herbergsuche kam ein Junger Mann zu mir, bedankte sich dafür, daß es mir gelungen war ihn mit dem Papiertheater und mit meinem Stück ein klein wenig aus der "Vorweihnachtshektik" befreit zu haben und kündigte mir an, darüber in einer sehr verbreiteten Tageszeitung schreiben zu wollen. Mit Freude stelle ich diesen Artikel nun in meinen Blog:

Weihnachtstheater


Es folgt die Zwischen-den-Jahren-Kolumne. Unter Horowitz – unser-Chef a.D. – musste ich immer zurückblicken aufs alte Jahr, was mir widerstrebte. Für Horo tat ich es dennoch. Jetzt, da ich es nicht mehr muss, blicke ich zurück: Aber nur ein Stückerl. In die späten Dezembertage, als ich noch einen Weg in Sievering hatte: Mit Liebster, Brut und Adventklängen in der Brust fuhren wir adventjausnen zu Lieblingscousine A. und ihrem Liebsten M. Man reichte uns gute Sachen. Kekse, Maroniherzen und das leiwande Chili des M. Vor allem aber bot man mir das gleich zweite (!) Weihnachtswunder dieses meines Vierzehnerjahres: das Papiertheater des Ulrich Chmel, der uns eine Weihnachtsvorstellung spielte. Ich, der ich zweiter Linie zwar Theaterautor, in erster aber Theaterskeptiker bin, hatte von so einem Papiertheater schon gehört. Jetzt ließ ich es mir von Herrn Chmel nochmal erklären. Es ist eine Erfindung des Biedermeier, als das suburbane Volk weder Zeit, noch Geld noch soziale Möglichkeit hatte, die chicen Bühnen in der Inneren Stadt zu besuchen. Chmel erzählte von einer Welt ohne Strom, ohne luminale Inflation, ohne dem technischen Gezwitscher des „Kommunizierens“. Er schilderte, wie die Menschen ihre dramatis personae mit der Schere ausschnitten und auf laubgesägte Figuren leimten. Wie man dann die Räume abdunkelte und in schuhschachtel- bis hendlstall- großen Bühnen die großen Dramen der Menschheit spielte. Dazu, sagt Chmel, erklang die Hausmusik. Ich versank auf dem Sieveringer Sofa, nahm bewildered zur Kenntnis, wie mucksmäuschenstill meine Brut in den vorderen Reihen sich verhielt, und das Stück begann. „Jessasmariaundjosef“, eine Weihnachtsgeschichte im Milieu der Wiener Immigranten des 19. Jahrhunderts – der „Ziegelbehm“ von Favoriten. Ulrich Chmel verwandelte sich nun gleichermaßen in Motor, Seele und Hirn seines Theaters. Er hechtete von einer komischen Figur in die nächste, inzwischen veränderte er den Weg seiner winzigen Lichtlein und verschob burleske selbstgemalte Kulissen. Als das Stück endete, schnitt ich ein letztes Maroniherz ein und bemerkte, dass meine etwas ruckelig gewordene innere Uhr wieder richtig ging. Ich dankte Ulrich Chmel und warf mich in die letzten Tage weihnachtlichen Wahns.
wienmitte
ernst.molden@kurier.at
KURIER
Woche 52 (Sa 27.12.14)


DER ZAUBER DER SCHNEEMASCHINE

Immer, wenn die Schneemaschine "mitspielt" wollen die Zuschauer nach der Vorstellung wissen: "Wie das geht, mit dem Schnee!". Groß und klein lieben es von der Schneemaschine "beschneit" zu werden:
 

Mittwoch, 5. November 2014

Schwangere Prinzessin und Gevatter Tod

Erstes Internationales Papiertheater-Festival war ein großer Erfolg

Unbeirrt von allen Unkenrufen haben Lise und Jochen Dybdahl-Müller am 25. und 26. Oktober dieses Jahres in Ihrer Heimatstadt ein kleines Papiertheaterfestival ins Leben gerufen. Den beiden sei Dank gesagt für Ihre viele und letzten Endes so erfolgreiche Arbeit. Die vier teilnehmenden Bühnen waren in der Volkshochschule Vilsbiburg ausgezeichnet untergebracht und spielten allesamt vor "vollen Häusern", ja teilweise war der Andrang so groß, daß so manche Zuschauer in den letzten Reihen stehen oder auf den Tischen sitzen mußten. Dies hat der ausgezeichneten Stimmung beim Vilsbiburger Publikum aber keinen Abbruch getan, im Gegenteil. Ich kann nur sagen: Ich war  von herzlichen und begeisterungsfähigen Menschen umgeben. Danke dafür nach Vilsbiburg! Danke sei auch der VILSBIBURGER ZEITUNG gesagt, die durch ihre ausgzeichnete journalistische Arbeit die Organisatoren des Festivals optimal unterstützt haben. Hier der Nachbericht der Vilsbiburger Zeitung:

Donnerstag, 16. Oktober 2014

Drehbühne

Offener Szenenwechsel bringt Spannung in die Umbaupausen

Seit einiger Zeit experementiere ich mit dem offenen Szenenwechsel. Die Umbaupausen, die ja doch so um die 1 Minute 20 Sekunden benötigt, läßt die Zuschauer vor dem geschlossenen Vorhang allein zurück, lediglich die Zwischenaktmusik und ein allfälliger Zwischenaktapplaus lassem diese Zeit kürzer werden.

Eine besondere Art des Bühnenbildes ist erforderlich

Meine ersten Stücke welches ich für den offenen Szenenwechsel inszeniert hatte waren die SCHAURIG SCHÖNE GESCHICHTE VOM GEVATTER TOD,  DES KAISERS NEUE KLEIDER und CARMEN RASANTE. Bei allen drei Stücken erfolgt der Wechsel der Prospecte via Schnürboden. Bei der CARMEN RASANTE verwende ich sogar bei allen drei "Bildern" die gleichen Seitenkulissen. Der Hauptvorhang bleibt immer offen. Hie und da wird ein durchsichtiger Chiffonvorhang in der Szene zur Teilung verwendet.

Die Zuschauer können den Umbau mitverfolgen

Meine Erfahrung beim offenen Wechsel ist, daß die Spannung bei den Zuschauern aufrecht bleibt und  den Umbau beobachten kann. Nun hatte ich die Idee, für ein nächstes Stück eine Drehbühne zu bauen, die den Szenenwechsel noch sichtbarer und für den Spieler, mich,  leichter macht.

Anforderungen an eine solche Drehbühne

eine solche Bühneneinrichtung muß selbstverständlich vollkommen zerlegbar und damit transportabel sein. Es gibt daher folgende Bestandteile
einen Drehteller
Kulissenwände
ein Halterung für die Kulissenwände
Schienen zum Einschieben von Bühnenbildern

Alles sollte aus Karton sein (Papiertheater !) und trotzdem stabil sein.

Der Drehteller

Anfänglich wollte ich tatsächlich als Grundbaustein einen Teller bauen. Ich habe aber sehr bald bemerkt, daß die Rundungen zu viel Platz für den "Schienenbetrieb" wegnehmen. Daher wurde aus dem runden Teller ein Dreick.

Für die rasche Montage der Kulissenwände habe ich in diesen Drehteller (Dreieck) Schienen eingebaut, in welche die

Kulissenwände

sehr rasch eingeschoben werden können. Da ich kein sehr genauer Arbeiter bin, haben die Schienen leichte Maß-Abweichungen. Aus diesem Grunde habe ich für jede Schiene eine Kulissenwand  gemacht. Zur leichteren Unterschiedung habe ich die Schienen färbig unterschiedlich gehalten.
Auf diese Kuluissenwände habe ich wiederum Halterungen montiert, in wleche man sehr leicht die aktuellen Bühnenbilder einschieben kann. Alles ist darauf ausgerichtet, leicht aufbewahrt und transportiert werden zu können. Ich achte aber auch darauf, den Bühnenaufbau mit jeweils "relativ" wenigen Handgriffen erledigen zu können.






Die Sicherung


Damit die Geschichte beim Szenenwechsel nicht zu "wackeln" anfängt, habe ich "oben drauf" eine Sicherungshalterung kontstruiert, welch die drei Kulissenwände auch oben zusammenhält.


Fertig ist die "Drehbühne"

Mit einer sanften Bewegung kann ich also jetzt von Szene zu Szene drehen. Die entsprechenden Seitenkulissen habe ich so vorbereitet, daß ich Sie entweder aus dem Schnürboden, oder vom off hereinholen kann.
Der Platzbedarf liegt etwa bei einem Durchmesser von 35 cm. Bei der Dimension meiner Bühne bleiben mir dann noch etwa noch 17 Positionen für die Figurenführung.

Samstag, 11. Oktober 2014

Papiertheater kann alle begeistern

Ein Theater für alle zwischen drei und 98 oder auch mehr


Oftmals höre ich die Klage, es kämen nur ältere Semester zu den Papiertheatervorstellungen. In den 12 Jahren, in welchen ich Papiertheater prioduziere und spiele habe ich anderes kennengelernt. Bei meiner Premiere des Stückes TANNHÄUSER KURZ UND GUT war der jüngste Zuschauer gerade noch nicht drei Jahre alt. Er hat das Geschehen auf dem Bühnchen sehr aufmerksam verfolgt. Als Venus in den Schnürboden entschwindet rief er: "Wo ist die Frau mit der Hand?" und nach dem Gesangsbeitrag Tannhäusers auf der Wartburg, verlangte er energisch "Noch einmal!". Er war also wirklich voll bei der Sache.

Entwicklung der Phantasie

Am schönsten ist es für 8 bis 12 jährige Kinder beim workshop ein Bühnchen zu bauen und danach in dieser Bühne "ein Stück zu phantasieren". Wunderschön zu beoachten ist es auch wenn Kinder nach einer Vorstellung zu mir hinter die Bühne kommen dürfen und alles "begreifen" dürfen und sogar selbst die Figuren bewegen und dazu eigene Texte sprechen können.

Das ist voll cool, was Sie da machen


Heuer im Frühjahr hatte zweimal Schulklassen  mit 17-jährigen jungen Menschen vor der Bühne und zeigte meinen "FAUST IN KÜRZE". Beide Male dachte ich mir: Na ja, die werden froh sein, wenn's zu Ende ist: Im Gegenteil! Es waren beide Vorstellungen echte Höhepunkte, was die Stimmung und die Teilnahme am Geschehen betrifft. Auch hier war "Backstage" der absolute Hit. Nebelmaschine, Donnertrommel, Lichtsteuerung, Explosionen, Figurenführung, Schnürboden und Versenkung mußten ausgiebig vorgeführt werden. Mit einigen konnte ich über die "drastische Textverkürzung" philosophieren.

Voller Erfolg in der Senioren Residenz

Vor einigen Tagen war ich eingeladen in einer Senioren Residenz in Wien die CARMEN RASANTE zu spielen. Ich darf hier einfach wiedergeben, was dazu von der Senioren Residenz veröffentlicht wurde:

Carmen, eine der meistgespielten Opern, tritt nun auch ihren Siegeszug auf Ulrich Chmel’s Papiertheaterbühne an. George Bizet gibt da und dort noch einige Regieanweisungen und schmeichelt den Darstellern. Ein Ohrwurm nach dem anderen ladet zum Mitsingen und Mitsummen ein und führt die begeisterten Zuschauer durch diese „Oper Comic“ bis zum tragischen Ende.
Historische Aufnahmen der schönsten Arien, überraschende Vor- und Zwischenspiele, etwas Text, romantische Bühnenbilder und Figuren entführen den Betrachter in die Papiertheaterwelt von Ulrich Chmel.
Ungewöhnlich war nicht nur das Papiertheater selbst, sondern auch Ort. Die Bühne des Theaters Am Kurpark in der Senioren Residenz bot zugleich Platz für Zuschauer und Papiertheaterbühne. Nach der Vorstellung gewährte Ulrich Chmel den begeisterten Besuchern einen Blick hinter die Kulissen des Papiertheaters. (Anm. von mir: Meine Gäste wollten beim Backstage alles wissen, angreifen und ausprobieren. Dies zeigt, welche Faszination ein solches Geschehen auf jung und alt gleichermaßen ausübt!). Foto: Die kleine Welt des Papiertheaters (C)amschl

Begeisterung schenken

Ich habe einmal unserem Herrn Pfarrer geantwortet, als er sich für meine Aufführung zum Wohle der Pfarrcaritas bedanken wollte: " Herr Pfarrer, es ist umgekehrt: Dies ist mein Dank dafür, daß mir der liebe Gott diese Begabungen und Begeisterung geschenkt hat!" Ich schenke meine Begeisterung für das Spiel mit diesen kleinen flachen Figuren den kleinen dreijährigen Menschen genauso gerne, wie den älteren und betagten Menschen in der Senioren Residenz. Jedesmal muß mein Funken der Begeisterung und der Leidenschaft auf das Publikum überpringen und dort das Feuer der Leidenschaft entzünden.